Rückblick: 4. BIMiD-Fachsymposium am 28. Oktober 2015 in Neumarkt i. d. Oberpfalz

(c) Fraunhofer IAO

Das 4. BIMiD-Fachsymposium fand am 28.10.2015 im Museum für historische Maybachfahrzeuge in Neumarkt i.d.OPf. statt. Dabei ging es vor allem um BIM bei der Erstellung des Rohbaus. Als Veranstaltungsort war bewusst der Firmensitz der Unternehmensgruppe Klebl in Neumarkt i. d. Oberpfalz gewählt. Der Beton-Spezialist erbringt die Rohbauleistungen und liefert u. a. die tragenden Fertigbauteile für das BIMiD-Referenzobjekt "OfficeCenter Pionierkaserne" in Ingolstadt, das während der dreijährigen Laufzeit des Förderprojektes BIMiD wissenschaftlich begleitet wird. Unter anderem zeigte die Klebl Baulogistik GmbH, wie das BIM-Modell für Arbeitsvorbereitung, Betonfertigteilproduktion und Schalungsfertigung genutzt wird. Damit verbunden war auch eine Werksbesichtigung.

Daneben haben weitere BIMiD-Projektpartner sowie Praxispartner über den aktuellen Stand bei den BIM-Referenzobjekten berichtet. Externe Referenten haben dafür gesorgt, dass auch der Blick über den Tellerrand nicht zu kurz kommt. Außerdem gab es wie immer bei den BIMiD-Fachveranstaltungen ausreichend Raum für Diskussion und Erfahrungsaustausch mit dem Publikum.
 
 

Programm

 

 
(c) buildingSMART - Gunther Wölfle

Moderation

Moderator des Tages war Peter Noisten vom BIMiD-Konsortialführer Fraunhofer IBP. Im Rahmen von BIMiD ist der Wirtschaftsingenieur für allgemeine Projektleitung, Betreuung der Referenz-Bauvorhaben sowie für Definition und Evaluierung der BIM-Prozesse zuständig.

 

Grußworte

Prof. Dr.-Ing. Gunnar Grün vom BIMiD-Konsortialführer Fraunhofer IBP bekräftigte die große Bedeutung, die Building Information Modeling bei der dringend erforderlichen Digitalisierung der Baubranche spielt, und betonte die wichtige Rolle, die Pilotprojekten wie BIMiD bei der notwendigen Überzeugungsarbeit zukommt. 


Markus Ermert vom DLR Projektträger, der das Förderprojekt im Auftrag des Bundesministerius für Wirtschaft und Energie betreut, betonte, dass das Förderprojekt BIMiD innerhalb der Förderinitiative Mittelstand-Digital eine Sonderstellung innehat, weil es die gesamte Bau- und Immobilienbranche in Deutschland als Adressat hat. Deshalb wird es von den Verantwortlichen auf Seiten des Fördermittelgebers auch mit großem Interesse verfolgt. 


Wolfgang Kelch von der Klebl Baulogistik GmbH, die innerhalb der Unternehmensgruppe Klebl für neue Technologien und Prozessoptimierung zuständig ist, fühlt sich darin bestärkt, dass auch in einem so “handwerklichen” Unternehmen wie einem Betonbauer und Fertigteilproduzenten der Digitalisierung die Zukunft gehört. Die Beteiligung als Praxispartner bei BIMiD bedeute für die Unternehmensleitung einen zusätzlichen Ansporn, die eigenen Prozesse im Unternehmen und im Austausch mit Planern und Zulieferern weiter zu optimieren.
 

Aktueller Stand beim zentralen BIM-Referenzobjekt in Braunschweig

Sabine Burkert vom Immobilienmanagement der Volkswagen Financial Services konnte in ihrem Vortrag überzeugend darlegen, wie groß der Nutzen von BIM für den Bauherrn des Bürogebäudes in Braunschweig bereits bei ihrem ersten BIM-Projekt ist. “Hätte mir vor einem Jahr jemand prophezeit, was ich Ihnen heute berichten kann – ich hätte denjenigen für verrückt erklärt.”

Neben den zahlreichen Vorteilen in der Planungsphase (Entscheidungshilfen bei Gestaltungs- und Kostenfragen, Kollisionsprüfung durch Modelcheck … bis hin zu Immersiven Baubesprechungen) war auch die Ausschreibung der wichtigsten Gewerke im Sommer überraschend stressfrei. Jetzt, da alle Ausschreibung raus sind, sei fast Entspannung eingekehrt und man freue sich auf die Angebote, die nach und nach reinkommen.
 
Auch ganz aktuell, seit Beginn der Bauausführung im August, kann von weiteren BIM-Anwendungen berichtet werden. Mit Beginn der Rohbauarbeiten im August wird der Baufortschritt fortlaufend mittels Lasertechnik dokumentiert und mit dem BIM-Modell abgeglichen. Außerdem führt das mit dem Rohbau beauftragte Unternehmen das Bautagebuch in elektronischer Form. Die Abrechnung der Leistung erfolgt wiederum durch den Abgleich mit dem Modell. 
 

 

Aktueller Stand beim assoziierten BIM-Referenzobjekt in Ingolstadt

Franz Madl, der mit seinem Büro pbb Planung+Projektsteuerung die Generalplanung für das Referenzobjekt in Ingolstadt macht, zeigte, wie effizient die frühzeitige Zusammenarbeit zwischen einem Planer und dem Bauunternehmer sein kann. Dabei profitiert er als Generalplaner, der offenbar großes Vertrauen seiner Bauherrschaft genießt, davon, ohne Ausschreibung die wichtigtsen Ausführungsfirmen direkt beauftragen zu können. Ein Umstand, der für viel Diskussion sorgte.

Er zeigte auch, welche Software-Lösungen in seinem 75 Mitarbeiter umfassenden Büro mittlerweile selbst entwickelt werden, um wenigstens innerhalb seines Unternehmens einen möglichst reibungslosen Informationsfluss über die Gewerke hinweg zu ermöglichen. Aus Unzufriedenhiet über proprietäre Softwarelösungen der Industrie und über anhaltende Probleme mit dem IFC-Austauschformat arbeitet pbb mittlerweile mit einer komplett selbst entwickelten  CAD- und Datenbank-Lösung, dem sogenanten “BimDesigner”, auf der Basis von Sketchup.
 

 

Baubeginn bei den beiden BIM-Referenzobjekten - Gesprächsrunde und Publikumsdiskussion

Die anschließende Diskussion wurde sowohl auf dem Podium, im Publikum sowie zwischen Podium und Publikum gleichermaßen engagiert geführt. Sie war von mehreren unterschiedlichen Themen dominiert. Hier die beiden wichtigsten:

Zum einen sorgte die “wiederentdeckte Freundschaft” zwischen Architekt und Bauunternehmen in Ingolstadt für Zündstoff. Die frühzeitige Findung und direkte Beauftragung des Ausführenden ohne vorgeschaltetes Ausschreibungsverfahren kann nach Auffassung vieler nur ausnahmsweise infrage kommen; dem Preisfindungsprozess auf partnerschaftlicher Augenhöhe und der allzu großen Nähe von Planendem und Ausführendem wird vor allem auf Seiten der Bauherrn und Architekten misstraut.

Zweiter Streitpunkt bedeutete die Steilvorlage von Franz Madl, der sich nach eigener Aussage keinerlei Hoffnungen mehr hat, dass eines Tages offene Schnittstellen wie das IFC-Format den wirklich durchgängigen, d.h. 100% verlustfreien Informationaustausch zwischen unterschiedlichen Softwaresystemen bzw. unterschiedlichen Akteuren gewährleisten. Er ist von der Software-Industrie gleichermaßen enttäuscht wie vom IFC-Standard und entwickelt mittlerweile ganz eigene Softwarelösungen. Diesem pauschalen “Bashing” widersprachen sowohl Vertreter der Softwareindustrie wie auch Vertreter der buildingSMART-Initiative im Publikum vehement. 

 
 

 

Arbeitsvorbereitung und Betonfertigteilproduktion für den Rohbau des assoziierten BIM-Referenzobjekts

Bernhard Heilmeier ist als Leiter “Technische Software” bei Klebl für die Betreuung des BIMiD-Referenzobjekts “OfficeCenter Pionierkaserne” in Ingolstadt verantwortlich. Er berichtete zum Einstieg in seinen Vortrag davon, wie ihm als jungem Ingenieur bereits eingetrichtert worden war, dass auf der Baustelle der Architekt sein größter Feind sei. Demgegenüber macht er beim Referenzobjekt dank der frühen Einbindung des Bauunternehmens (bereits im Planungsprozess!) die Erfahrung, dass auch freundschaftliche, zumindest partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen möglich sind.

Für angeregte Diskussionen mit dem Publikum und insbesondere mit Bauherrnvertretern sorgte der besondere Umstand, dass der Betonbauer und Fertigteilproduzent Klebl bei diesem Referenzobjekt direkt vom Generalplaner mit ins Boot geholt wurde.
 

 

 

„BIM-Integration in Unternehmen“ (Workshop)

Die beiden Workshop-Gruppen arbeiteten mit dem von den BIMiD-Projektpartnern erarbeiteten idealtypischen BIM-Referenzprozess, der sich an den Phasen der HOAI anlehnt.  Spannend war es zu sehen, wie versucht wurde, die früher am Tag intensiv diskutierte bessere Zusammenarbeit zwischen Planenden und Ausführenden in diesen Prozess zu integrieren. 
 

 

Einfluss des Rohbaus auf die Nachhaltigkeitszertifizierung

Johannes Gantner vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik führte in das Thema Nachhaltigkeitszertifizierung ein und zeigte, welch großen Einfluss der Rohbau auf die Gesamtbilanz von Gebäuden hat. Je sorgfältiger die einzelnen Parameter im digitalen Gebäudemodell hinterlegt sind, desto besser kann BIM auch für die Berechnung der Ökobilanz des Bauwerks und für die Simulationen der zukünftigen Verbräuche genutzt werden.
 

 

Wie 3D-Modelldaten zukünftig den Rohbau in seiner Entstehung vermessungstechnisch begleiten werden

Der Abschlussvortrag war dem Thema Vermessungstechnik und BIM gewidmet. Der Vermessungsingenieur Alexander Haag musste konstatieren, dass der Datenfluss zwischen Bauwerksdatenmodell und Baustelle derzeit noch ganz berwiegend eine Einbahnstraße ist.  Er zeigte er auf, welche Potenziale darin bestehen, wenn auch die Vermessungstechnik für eine wirkliche Zwei-Wege-Kommunikation zwischen Planung und Baustelle und zurück von der Baustelle ins Planmodell genutzt wird.
 
 

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