"Ohne digitale Lösungen geht es nicht mehr"


Wie lässt sich Building Information Modeling (BIM) in kleineren Betrieben einführen? Und vor allem: Warum sollten die Unternehmen das tun? Darüber sprach das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen mit Heinrich Lünenschloß, Teamleiter Digital Construction & BIM Bauprozessoptimierung bei der Köster GmbH.

Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Dennoch will die Köster GmbH produktiver werden. Deshalb rollt das Bauunternehmen mit 2000 Mitarbeitern und Sitz in Osnabrück derzeit an all seinen 20 Standorten Building Information Modeling (BIM) als Planungsmethode aus. „Ohne digitale Lösungen geht es nicht mehr. Denn auch wenn die Baukonjunktur trotz der Corona-Pandemie sehr gut läuft, müssen Betriebe den steigenden Preisen für Baustoffe und dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen und produktiver werden“, erklärt Heinrich Lünenschloß im Interview mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen die Motivation von Köster. Lünenschloß ist dort als Teamleiter “Digital Construction & BIM Bauprozessoptimierung” für das Projekt verantwortlich.

“Junge Leute fragen in Bewerbungsgesprächen gezielt nach BIM”  

Köster hat von den ersten Planungsschritten bis zur Erstellung eines as-built-Modells zehn Anwendungsfälle definiert, in denen BIM künftig an jedem Standort zum Einsatz kommen soll. „Davon wollen wir die ersten drei Anwendungsfälle – die Modellerstellung, Kalkulation und Visualisierung des Vorhabens – bei jedem Projekt umsetzen, weil wir hier in der BIM-Methode für uns selbst einen großen Mehrwert sehen“, erklärt Teamleiter Lünenschloß.

Aus Erfahrung wissen er und seine Kollegen, dass eine mit BIM von Anfang an besser koordinierte und abgestimmte Planung einen effizienteren Bauablauf ermöglicht und zu weniger Änderungswünschen und Nachträgen führt. „Wenn wir Kunden frühzeitig zeigen können, welches Gebäude sie bekommen werden, sinkt meist die Zahl der Änderungswünsche“, ergänzt Heinrich Lünenschloß. „Außerdem bekommen wir in einigen Jahren keine Fachkräfte mehr, wenn wir nicht mit BIM arbeiten. Junge Leute fragen heute in Bewerbungsgesprächen ganz gezielt nach BIM.“

Systematische BIM-Einführung macht Bauunternehmen produktiver

Wer die digitale Planungs- und Baumethode einführen will, sollte zuerst klar definieren, was er damit erreichen will. Wichtig sei eine Analyse, ob er dies bei der in seinem Betrieb gegebenen Ausgangssituation erreichen kann. Im nächsten Schritt kann BIM dann in kleinen Schritten eingeführt werden, die zum Unternehmen passen, rät Heinrich Lünenschloß.

„BIM lässt sich aber nicht top down verordnen“, warnt der Experte. „Wer alle Kollegen mitnehmen will, muss ihnen die Methode persönlich vermitteln und sie durch viel offene Kommunikation dafür gewinnen“. Dabei helfe es, junge Kollegen als Promotoren und Multiplikatoren einzuspannen. „Die sind so gut wie immer Feuer und Flamme für BIM“, freut sich Teamleiter Lünenschloß.

Außerdem sollten Architektur-, Bau- und Planungsbetriebe ihre Mitarbeiter konsequent und intensiv in der digitalen Methode weiterbilden. „Das ist bei der Einführung von BIM eine der wichtigsten Aufgaben, deren Umfang Unternehmen auf gar keinen Fall unterschätzen sollten“, rät Heinrich Lünenschloß und empfiehlt, dafür genug Zeit einzuplanen. „Das lässt sich nicht in sechs Monaten erledigen, das dauert mehrere Jahre“, so der Fachmann.

Tipps aus der Praxis – So führen Sie BIM erfolgreich ein

  1. Treffen Sie als Geschäftsleitung die unverrückbare Entscheidung, BIM zum festen Bestandteil Ihrer Unternehmensstrategie zu machen. Legen Sie zudem fest, welche Ziele Sie mit der digitalen Bau- und Planungsmethode erreichen wollen.
  2. Beauftragen Sie eine Person im Unternehmen mit der Einführung von BIM. Sie sollte sich motiviert und überzeugt um die Einführung der Methode kümmern. Geben Sie dem Kollegen oder der Kollegin außerdem die Zeit, die Mittel und die Rückendeckung, um die Aufgabe erfüllen zu können.
  3. Analysieren Sie anschließend ausgehend von den eingangs definierten Zielen, die Prozesse in Ihrem Unternehmen und überlegen Sie, wie sich diese mit BIM umsetzen lassen und eventuell dazu anzupassen sind.
  4. Besetzen Sie anschließend die Rollen im BIM-Prozess, führen Sie die erforderlichen digitalen Werkzeuge ein und schulen Sie alle Kollegen umfangreich.

Das vollständige Interview mit Heinrich Lünenschloß sehen Sie online hier.  


27.01.2022