Deutsche Werkstätten: Innenausbau mit BIM


Wer zunächst ein präzises digitales Modell erstellt und dieses danach handwerklich in die Realität umsetzt, spart Zeit und Kosten, reduziert Fehler und erhöht die Produktqualität. Aus diesem Grund setzt sich Building Information Modeling (BIM) nicht nur in Architektur- und Ingenieurbüros immer mehr durch. Auch das Handwerk hat die gedankliche Vorfertigung mit dem digitalen Zwilling als vorteilhaften Weg für die effiziente Herstellung von Produkten entdeckt. Vorreiter wie die Deutschen Werkstätten aus Dresden-Hellerau arbeiten bereits durchgängig digital.

Schon 2019 konnten 52 Prozent der deutschen Bauunternehmen Erfahrungen mit BIM vorweisen. So das Ergebnis Marktforschungsprojekts von PWC zum Thema „Digitalisierung der deutschen Bauindustrie“. Seit Ende 2020 ist diese Planungsmethode für Infrastrukturbauten in Deutschland sogar Pflicht. Für das im Innenausbau tätige Handwerk gelten derzeit noch keine Vorgaben. Doch auch hier haben die Ersten schon auf eine durchgängig digitalisierte Planungs- und Fertigungsmethode umgesattelt. 

BIM: Vorteile von A bis Z

So setzen die Schreinerei Luther aus Darmstadt und die Georg Ackermann GmbH BIM intern schon seit geraumer Zeit für komplexe Projekte ein. Die Deutschen Werkstätten aus Dresden-Hellerau wickeln inzwischen sogar jeden Auftrag mit Closed BIM ab. Der digitale Zwilling trägt maßgeblich dazu bei, die Ressourcen-, Bauablauf- und Montageplanung der Innenausbauspezialisten zu verbessern. Auch die Qualität der Arbeitsabläufe und -ergebnisse profitieren von BIM, während sich die damit zusammenhängenden Kosten reduzieren. Indem die Betriebe die mit BIM erfassten Daten über eine IFC-Schnittstelle in ERP- und CRM-Systeme übertragen, können sie diese für Kostenkalkulationen bzw. die Angebotserstellung verwenden oder in bauphysikalische oder energetische Berechnungen einfließen lassen. Darüber hinaus bleibt der Plandatenpool stets aktuell, wenn Informationen in BIM-Bauteile konsequent eingepflegt werden. Diese Daten können zudem zu jeder Zeit und von jedem Ort aus abgerufen werden und dienen auch bei Umbauten als Datenquelle, etwa dann, wenn Innenausbauten renoviert oder nochmals verändert werden sollen.

Einführungsphase erforderlich

Da die Planung mit BIM eine besondere Herangehensweise erfordert, nahmen sich die Deutschen Werkstätten für die Einführung viel Zeit. Nach der Implementierung der branchenspezifischen Software konzentrierten sie sich auf die Entwicklung neuer Prozesse im Engineering-Bereich und die Definition von Schnittstellen – etwa zur Branchensoftware ERP bzw. zu externen Partnern. Sie hielten Mitarbeiterschulungen ab und veränderten, wo es erforderlich war, auch Arbeitsweisen im Betrieb. 

Planen mit BIM

Mittlerweile planen die Innenausbauspezialisten nicht nur Einrichtungen von Villen und Penthäusern mit dem digitalen Zwilling vor. Sie statten auch Yachten zunächst digital und dann real aus. Schon die Bestandsaufnahme erfolgt per 3D-Lasercan. Die damit gewonnenen Daten werden in die 3D-Planung eingelesen und über ein Soll-Modell mit den TGA-Dokumenten (Technische Gebäudeausrüstung) abgeglichen. Aus dem Nettoraummodell heraus leiten Mitarbeitende der Deutschen Werkstätten die Möbel- und Einrichtungsmodule ab. Sie planen diese digital, legen finale Abmessungen fest, generieren Stücklisten-Informationen, fixieren Verarbeitungs- und Fertigungsparameter und steuern schließlich die CAM-Bearbeitungsoperationen der CNC-Anlage.

Fertigen mit BIM

Im BIM-gesteuerten Fertigungsprozess kehrt sich der Planungsweg schließlich um: Auf Basis der eingegebenen Daten werden Grundelemente modelliert und Einzelteile kombiniert. Diese werden im Anschluss mit Hilfe eines Zuschnittoptimierungsprogramms so effizient und übersichtlich wie möglich gefertigt, bevor sie auf der Baustelle montiert werden. Auch dabei hilft das per Laptop abrufbare BIM-Modell noch mit, indem es die Monteure bei der zeitlichen und örtlichen Positionierung der Bauteile unterstützt – und damit sparen hilft: Kosten, Fehler und Zeit. 


17.03.2022