Lohnt sich BIM für mein Büro?


Lohnt sich BIM für mein Büro? Unter diesem Titel fand am 07.04.2022 ein digitaler Kammer-Cappuccino der Architektenkammer Niedersachsen statt. BIM wird derzeit noch hauptsächlich bei Großprojekten eingesetzt, aber lohnt sich die Methode auch für KMU? Darüber diskutierten Ulrich Wolbeck, der Regionalbeauftragte für die Region Weser-Ems, Prof. Moritz Fleischmann von der Hochschule Düsseldorf als Experte für Data-Driven Design & Production und Michael Sauer, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Niedersachsen und Sprecher des BIM-Clusters Niedersachsen.

Prof. Fleischmann war bereits in mehreren kleinen und mittelständischen Planungsbüros für digitale Prozesse und BIM verantwortlich. Aus seiner Erfahrung brachte es für jedes Büro, egal welcher Größenordnung, einen Mehrwert, die BIM-Methode anzuwenden. Als wichtigste Erkenntnis hat sich für ihn herausgestellt, dass das ganze Büro hinter der Einführung der Methode stehen und Ängste und Sorgen offen kommuniziert werden sollten. Dementsprechend ist es nicht zielbringend, wenn sich nur einzelne Planungsteams eines Büros mit BIM befassen, während andere an den alten Prozessen festhalten. Die Umstellung auf BIM muss gemeinsam angegangen werden.

Ebenfalls rät er davon ab, BIM nur für Projekte bestimmter Größe anzuwenden. Alle Projekte sollten immer den gleichen Prozessen folgen, damit sich das Verständnis für die Arbeitsmethode bei allen Mitarbeitenden einprägt. Ständig wechselnde Prozesse sorgen für Verwirrung und senken die Effizienz. Was sich jedoch von Projekt zu Projekt unterscheidet, sind die unterschiedlichen Anforderungen an Informationen, die im Modell hinterlegt werden müssen. Diese Anforderungen sind beispielsweise sehr niedrig bei der Planung einer Garage und eher hoch bei der Planung eines Schulgebäudes.

Die ersten BIM-Projekte dauern natürlich zumeist länger, weil man sich noch nicht an die neuen Prozesse gewöhnt hat, das sollte man bei der Einführung von BIM mit einkalkulieren. Ein guter Anfang ist es, so Prof. Fleischmann, sich erst einmal eine Tätigkeit auszusuchen, in die man in der Vergangenheit viel Arbeit gesteckt hat, wie beispielsweise die Erstellung von Türlisten. So kann man schneller kleine Erfolge verzeichnen und den Mehrwert der Methode deutlich machen.

Herr Sauer sieht als größte Hemmnisse der KMU an, dass viele sich nicht vorstellen können, dass sich der Kostenaufwand lohnt und dass die Einführung der Methode, befeuert durch die Vielzahl an neuen Begrifflichkeiten, zu kompliziert ist. Es ist ein Irrglaube, dass man erst sein komplettes Büro auf BIM umgestellt haben muss, um es anwenden zu können. Man muss sich dem in kleinen Schritten nähern und stetig dazu lernen. Ebenso wenig braucht jeder Mitarbeitende des Büros ein entsprechendes BIM-Zertifikat. Hier reicht es, wenn beispielsweise ein Projektleiter die nötigen Weiterbildungen besucht und sein Wissen dann an die Kollegen weitergibt.

Er appelliert an die KMU keine Angst davor zu haben, einfach mitzumachen und dabei ehrlich mit seinem Mangel an Erfahrungen mit BIM zu sein. Denn dadurch findet man Projektpartner, die in der Arbeit mit BIM schon erfahrener sind und mit denen man sich entsprechend austauschen kann. Mit diesem Vorgehen wächst man schnell in die Arbeit mit BIM hinein, sagt Herr Sauer.

Als praxisorientierte Einstiegshilfe bietet die Bundesarchitektenkammer einen kostenlosen Leitfaden zur Implementierung von BIM im Büro an, der hier eingesehen werden kann.

Die ganze Folge des Kammer-Cappuccinos können Sie sich hier anhören.


20.05.2022