Integrale Stadtplanung für die Stadtentwicklung von morgen


Urbanisierung ist ein Megatrend unserer Zeit – und der Weg dorthin eine Aufgabe, die die Stadtplanung der Zukunft vor vollkommen neue Herausforderungen stellt, die sich nur mit digitaler Hilfe lösen lässt. Denn im Jahr 2050 werden voraussichtlich 6,4 Milliarden Menschen in Städten leben – auf der Suche nach einer Umgebung, in der sich Wohnen, Arbeiten und Freizeit vermischen, und in der ein großes Bildungs- und Kulturangebot auf optimale Arbeitsbedingungen trifft.

Um eine derartige Umgebung wahr werden zu lassen, muss die Stadtplanung künftig nicht nur mehr Platz auf begrenztem Raum schaffen. Sie sollte sich in diesem Zusammenhang auch mit neuen Mobilitätskonzepten, neuen Geschäfts- und Wohnmodellen wie Home-Office, Co-Living und Co-Working und mit energetischen, Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen – und dabei auch noch die demographische Entwicklung sowie Migrations- und Globalisierungsthemen im Blick behalten. All diese Bereiche gilt es zu vernetzen und Wechselwirkungen positiv zu nutzen.

Gefragt: interdisziplinäre Modelle der Zusammenarbeit

Diese Vernetzung erfordert eine integrale sowie digitale Stadtplanung, die neben dem Masterplan des Stadtplaners einen technischen Masterplan umfasst.  Herausforderungen im Bereich der Infrastruktur und Mobilität, Transport und Logistik, Abfall, Energie- und Wasserversorgung, Sicherheit und Gesundheit werden in diesen technischen Plan einfließen und neue Planungswege von BIM bis zur BIM-GIS-Integration berücksichtigt. So entstehen interdisziplinäre, ganzheitliche und gewerkeübergreifende Zusammenarbeitsmodelle. 

Vorteile der Smart Cities

Sie wiederum führen zu integrierten, kreislauffähigen und nachhaltigen Städten, den digital gesteuerten Smart Cities, die nicht nur Ressourcen schonen, sondern dabei zusätzlich hohe Lebensqualität bieten: Wer bei Bedarf einen Arbeitsplatz im benachbarten Co-Working-Bereich mieten kann, braucht kein eigenes Arbeitszimmer in der Wohnung mehr. Wer Besuch im Gäste-Apartment der Wohnanlage unterbringt, kann für sich selbst eine kleinere Wohnung wählen. Wer die Car-Sharing-Stationen vor der Haustür hat, bleibt ohne eigenes Auto mobil.

Orientierungshilfen im Dschungel der Optionen

Orientierung für eine derartige Planung geben die 2017 erarbeitete Smart City Charta der Nationalen Dialogplattform Smart Cities, die 2020 verabschiedete Neue Leipzig Charta oder die 2021 von der Dialogplattform Smart City Charta verabschiedeten „Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung“. All diese Plattformen und Strategien unterstützen Kommunen dabei, ihren aktuellen Stand im Hinblick auf die technische Infrastruktur, ihre Vernetzung und nicht zuletzt auf smarte Anwendungen zu analysieren und eine neue, ganzheitliche Strategie für zukünftige Stadtentwicklungsmaßnahmen zu entwickeln. 

Portale geben zusätzliche Hilfestellungen

Weitere Unterstützung bieten Portale wie https://urban-digital.de. Hier werden Projekte, Strategien und Lösungen rings um die digitale Stadt vorgestellt und der inhaltliche Austausch zwischen verschiedenen Akteuren gefördert. Themen wie der Aufbau digitaler Infrastrukturen mit LoRaWAN bietet die Plattform ebenso Raum wie Videos über Smart Cities wie Bamberg oder Beispielen zu digitalen Ansätzen: So wird in Cottbus im Rahmen eines SmartCity-Projekts ein Energiemonitoring für kommunale Gebäude ausgebaut. Die Stadt Bochum setzt Bodenfeuchte-Sensoren ein, um die Bewässerung der Stadtbäume bedarfsgerechter zu steuern. Und in Bamberg ist im Projekt „BAKIM“ begonnen worden, mithilfe von Drohnenbefliegungen eine Datengrundlage für die verbesserte Pflege des Stadtgrüns zu schaffen. 

Positive Beispiele und außergewöhnliche Pilotprojekte

Auch erste komplette Stadtquartiere, die auf Basis integraler Stadtplanung entwickelt wurden, wurden oder werden bereits realisiert, z. B. das „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“, dessen Quartierskonzept ökologische, ökonomische und soziale Aspekte vereint. Auch das Modellvorhaben „UrbanLife+“ in Mönchengladbach gehört dazu, ebenso das „Quartier Heidestraße“ in Berlin und nicht zuletzt internationale Projekte mit hoher Strahlkraft wie die „Maidar EcoCity“ in der Mongolei – sowie viele andere Projekte, die die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um Städte nachhaltig und integriert zu entwickeln und sie „fit zu machen“ für die Zukunft Stadt. 


23.06.2022