Masterplan BIM Bundesfernstraßen - Voraussetzungen für eine moderne und leistungsfähige Bundesfernstraßeninfrastruktur schaffen


Der Masterplan BIM Bundesfernstraßen wurde im Oktober 2021 veröffentlicht. Der Masterplan basiert auf Empfehlungen der Reformkommission Bau sowie dem Stufenplan „Digitales Planen und Bauen“ und zeigt den Weg und die Methodik zum Einsatz von BIM.

Mit dem zunehmenden Einsatz von BIM wird eine deutliche Erhöhung der Effizienz bei gleichzeitiger Reduktion der Kosten für das Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken in Deutschland erwartet. Dies setzt ein gemeinsames Verständnis und eine strukturierte Einführung von BIM voraus, die auf den jeweiligen Status Quo abgestimmt ist.

Der Masterplan Bundesfernstraßen (MP BFS) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) zeigt einen Weg und eine Methodik zur Zielerreichung im Bereich des Bundesfernstraßenbaus auf.

Der Bundesfernstraßenbau umfasst dabei den Bereich der Autobahnen und Bundesstraßen, direkte Adressaten des Masterplans sind somit die Autobahn GmbH und die Auftragsverwaltungen der Länder und deren Auftragnehmer.

Die Zielsetzung des MP BFS ist vergleichbar mit der des Masterplans Bundesbau (MP Bundesbau) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtplanung und Bauwesen (BMWSB), der eine Vorgehensweise für die Einführung von BIM für den Bundesbau vorschreibt.

Beide Pläne stehen in direktem Bezug zu den Empfehlungen der Reformkommision Bau und dem Stufenplan "Digitales Planen und Bauen", führen diese entsprechend fort und detaillieren diese für die entsprechenden Bereiche weiter aus. Die in den BIM-Pilotprojekten gewonnene Erfahrung fließt ebenfalls in die Masterpläne mit ein. (vgl. Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021, S.7 f., vgl. Endbericht Reformkommission Bau von Großprojekten 2015, vgl. Stufenplan Digitales Planen und Bauen 2015 )

 

Ziele des Masterplans

Der Masterplan BFS sieht mittelfristig einen flächendeckenden Einsatz mit einheitlichen Rahmenbedingungen für BIM im Bundesfernstraßenbereich vor. Langfristig wird die Abbildung der Bundesfernstraßeninfrastruktur in einem digitalen Zwilling angestrebt.

Mit der Einführung von BIM durch den MP BFS werden mittelfristig folgende strategische Ziele verfolgt:

  • Wirtschaftlichkeit, Termin- und Kostenstabilität erhöhen,
  • Wiederverwendung von Daten bspw. für den Betrieb erreichen (Datenkontinuität, Open BIM),
  • Nachhaltigkeit stärken,
  • Zusammenarbeit und Kommunikation verbessern und
  • Harmonisierung und Standardisierung der BIM-Methode.

Dies soll den Einsatz von neuen Technologien wie z. B. Einsatz von KI bei Planung und Genehmigungsprozessen und Digitale Zwillinge ermöglichen.

Auf dem flächendeckenden harmonisierten Einsatz von BIM aufbauend wird im MP BFS mit dem Zukunftsbild "Digitaler Zwilling Bundesfernstraßenbau" das langfristige Ziel kommuniziert, den effizienten Betrieb und die Unterhaltung der Bundesfernstraßeninfrastruktur durch den Einsatz digitaler Zwillinge zu ermöglichen. (vgl. S. 12, Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021)

 

Vorgehensweise und Zeitplan

Der MP BFS sieht als Implementierungsstrategie, d.h. als Vorgehensweise zur Einführung von BIM, ein Phasenmodell vor. Innerhalb von drei Phasen soll der Einsatz von BIM in der Autobahn GmbH und in den Auftragsverwaltungen der Länder phasenweise zum Standard werden. Das Phasenmodell ist dabei an die schrittweise Implementierung von BIM-Anwedungsfällen geknüpft, die jeweils spezifische Ziele verfolgen. (s. BIM Deutschland Standard Anwendungsfälle 2022)

  • In der ersten Phase steht die strategische und organisatorische Anpassung innerhalb der Autobahn GmbH und den Auftragsverwaltungen der Länder im Fokus,
  • die zweite Phase sieht einen intensiven Einsatz von BIM in allen Standorten und Niederlassungen der Autobahn GmbH und den Auftragsverwaltungen vor
  • und die dritte Phase zeichnet den Abschluss der Einführung, in dem BIM als Regelprozess zum Standard in allen Projekten wird.

Die Koordination der Implementierung von BIM im Bundesfernstraßenbau findet über die Bund/Länder Dienstbesprechung BIM und Lenkungsgruppe BIM statt. (vgl. Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021, S. 9 f. und S. 19. ff.)

Der Zeitplan des MP BFS sieht eine Umsetzung aller Phasen bis in das Jahr 2025 vor. (s. Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021, Abbildung 3, S. 10)

 

Dokumente zur Unterstützung für die Projektbearbeitung mit BIM

Gestützt wird das Vorgehen durch das BMDV durch setzen eines einheitlichen Rahmens mit der Herausgabe einer Musterrichtlinie BIM (MR BIM) für die Projektbearbeitung und Handlungsempfehlungen BIM (HE BIM) für den Aufbau der organisatorischen Strukturen.

Die MR BIM besteht dabei aus einer Anzahl von Umsetzungsrahmendokumenten, die jeweils ein spezifisches Themenfeld praxisorientiert aufbereitet und für den Projektbetrieb Empfehlungen gibt.

Der Kanon der bisher veröffentlichten Rahmendokumente umfasst dabei bisher folgende Themenfelder:

  • Rahmendokument Steckbriefe Anwendungsfälle
  • Rahmendokument BIM-Abwicklungsplan
  • Rahmenmanagement Datenmanagement
  • Rahmendokument Definition Fachmodelle
  • Rahmendokument Modellbasierte Planableitung für den Brückenentwurf
  • Rahmendokument Auftraggeber-Informationsanforderungen
  • Rahmendokument BIM-Anwendungsfälle und rechtliche Rahmenbedingungen

Eine erläuternde Klammer um die Rahmendokumente bildet das Dokument Erläuterung zu den Rahmendokumenten. (vgl. Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021, S. 15 ff. und vgl. z. B. Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021 - Erläuterung zu den Rahmendokumenten)

Die HE BIM fokussiert auf die Gesamtorganisation der Autobahn GmbH und der Auftragsverwaltungen der Länder.

Anhand von vier Handlungsfeldern - Richtlinien, Prozesse, Technologien und Menschen - wird innerhalb dieser Dokumente die nötige Transformation operationalisiert und entsprechend empfohlene Maßnahmen beschrieben. Die Implementierungsstrategie wird begleitet durch ein BIM-Pilot und -Evaluierungsprogramm, dass im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung, die Qualität und Wirkung der beschlossenen Maßnahmen überprüft und ggf. eine Anpassung der MR BIM und HE BIM zur Folge hat. (ebd.)

 

Neue Anforderungen für Kleine und mittlere Unternehmen aus dem Masterplan Bundesfernstraßen

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet die angestrebte Implementierung der BIM-Methodik im Bundesfernstraßenbereich als Regelprozess bis 2025, dass auch sie sich neuen Anforderungen bei Projekten der Autobahn GmbH und den Auftragsverwaltungen der Länder gegenübersehen werden.

Um diesen zukünftigen Anforderungen gerecht werden zu können und daraus entspringende Chancen nutzen und Herausforderungen rechtzeitig angehen zu können bietet es sich an, die angestrebten Veränderungen im Bundesfernstraßenbereich und deren Auswirkung auf das eigene Unternehmen zu analysieren.

Startpunkte dafür könnten sein:

  • die zukünftigen Anforderungen an Auftragnehmer die sich aus dem Phasenmodell ergeben zu analysieren, mit Blick speziell auf die bisherigen Leistungsbereiche des eigenen Unternehmens, (vgl. Masterplan BIM für Bundesbauten 2021)
  • die Orientierung der Phasen an die Umsetzung von bestimmten BIM-Anwendungsfällen übernehmen und das Angebot der eigenen Leistungen an BIM-Anwendungsfällen orientieren, (vgl. BIM D Standard Anwendungsfälle 2022)
  • die Umsetzungsrahmendokumente als Anhaltspunkte für die zukünftige Projektarbeit nutzen und ggf. Konzepte erproben, (vgl. Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021 - Erläuterung zu den Rahmendokumenten)
  • wenn möglich an entsprechenden Pilotprojekten im Bundesfernstraßenbereich teilnehmen.

 

Referenzen

BIM D Standard Anwendungsfälle 2022 

BIM4INFRA Steckbriefe der wichtigsten BIM-Anwendungsfälle 2019 

Endbericht Reformkommission Bau von Großprojekten 2015 

Masterplan BIM für Bundesbauten 2021

Masterplan BIM Bundesfernstraßen

Masterplan BIM Bundesfernstraßen 2021 - Erläuterung zu den Rahmendokumenten 

Stufenplan Digitales Planen und Bauen 2015 


08.07.2022

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