BIM Herbst Meeting in Oldenburg


Mit der neuen Veranstaltungsserie „BIM Meeting“ zeigt das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen am Standort Nord in Oldenburg die Potentiale, die im digitalen Planen stecken. Zum Start der Serie, dem BIM Herbst Meeting, kamen rund 120 Teilnehmer, die Vorträge zu Standards und Richtlinien sowie zu AIA und BAP geboten bekamen. Außerdem zeigten neun Lösungsanbieter unterschiedlicher Fachdisziplinen vor Ort im Open-BIM Workflow, dass das digitale Miteinander mit dem offenen Austauschformat IFC funktioniert.

Prof. Hans-Hermann Prüser von der Jade Hochschule Oldenburg, die einer der fünf Hauptpartner des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen ist, unterstrich, dass die neue Veranstaltungsserie das der Digitalisierung innewohnenden Potential für die planenden Disziplinen aufzeigen werde. Als thematischen Einstieg für das neue Veranstaltungsformat wurde in zwei Vorträgen Grundlegendes zu Building Information Modeling vorgestellt: Pof. Dr.-Ing. Markus König von der Ruhr Universität Bochum erklärte in seinem Vortrag Aufbau und Inhalte von sogenannten Auftraggeber Informationsanforderungen (AIA) und dem BIM Abwicklungsplan (BAP), zwei grundlegende Dokumente für die Beauftragung und das Anbieten von BIM-Leistungen. Dipl. Ing. Michael Raps von der Jade Hochschule Oldenburg stellte in seinem Vortrag die in und für Deutschland wesentlichen Standards und Richtlinien zu BIM vor und bot auch einen Ausblick auf die derzeitigen Arbeiten bei VDI, DIN und den internationalen Normungsorganisationen. Zuvor wies Prof. Hans-Georg Oltmanns von der BIM BaumeisterAkademie und der buildingSMART-Regionalgruppe Nordwest darauf hin, dass es beim BIM im Wesen darum gehe, Informationen zu modellieren und dadurch Prozesse zu steuern. Er empfahl den gut 120 anwesenden Teilnehmern mögliche Scheu vor digitalen Methoden und Techniken abzulegen.

Welche wichtigen Rollen AIA und BAP im BIM Prozess spielen, erklärte ausführlich und praxisgerecht Prof. Dr.-Ing. Markus König von der Ruhr Universität Bochum. So definieren AIA, welche Daten wann und in welcher Detailtiefe und in welchem Format geliefert werden müssen. Die AIA beschrieb Markus König als „statisches“ Dokument, mit dem der Auftraggeber digitale Lieferbedingungen und -Gegenstände für sein BIM-Projekt festlege. So spezifizieren AIA Rollen, Datenformate, Klassifikationen, Modellstruktur, Koordination, Datenumgebung, Qualitätssicherung und anderes. Die AIA enthalten zudem die Auswahl der BIM Anwendungsfälle und dabei seien die vom Auftragnehmer zu erbringenden Leistungen für jeden Anwendungsfällen möglichst eindeutig und verständlich zu beschreiben, einschließlich auch des Nutzens des Anwendungsfalls.
Markus König riet dazu, AIA nicht zu umfangreich zu spezifizieren. „Dicke Kataloge von hunderten Seiten sind meist nicht zielführende, weil sie unter anderem auch den Markt überfordern.“ Denn anhand der AIA entwickelt der potentielle Auftragnehmer den BIM Abwicklungsplan, kurz BAP. Dieser BAP könne als ein „dynamisches“ Dokument verstanden werden, mit dem der Auftragnehmer zunächst seine BIM-Kompetenzen darlege. Der BAP könne dabei im Projektverlauf weiterentwickelt werden. Markus König berichtete, dass es noch relativ wenig Vorlagen und verfügbare Beispiele für AIA und BAP gäbe und dies eine der dringenden Aufgaben der nächsten Zeit sei, um BIM weiter voranzutreiben.
Dies ist auch Ziel einer ganzen Reihe von Standardisierungsarbeiten, die vor allem vom VDI geleistet wird. Dipl. Ing. Michael Raps ist seit Jahren schon aktiv in der Standardisierung für BIM tätig und bot einen Überblick über die bisher geleisteten Arbeiten sowie die aktuelle laufenden Standardisierungs- und Normierungstätigkeiten. In Deutschland ist besonders der VDI in Sachen BIM-Standardisierung aktiv und arbeitet dabei eng sowohl mit dem DIN wie auch dem CEN, dem Standardisierungsgremium auf europäischer Ebene zusammen. Bereits 2014 wurde dazu beim VDI ein Koordinierungskreis gegründet. In verschiedenen Arbeitskreisen sind eine Reihe von Standards in der Entwicklung und teilweise bereits verabschiedet. So beispielsweise der Standard für Weiterbildungsanbieter, die BIM Basis-Kenntnisse vermitteln und wozu der VDI mit buildingSMART kooperierte, dem Entwickler des internationalen, herstellerneutralen Austauschformats IFC, der ein wichtiger, offener Standard für BIM ist. Unter der VDI Nummer 2552 sind insgesamt elf sogenannte Blätter, also Standards zu einzelnen Themenbereichen in der Bearbeitung, unter anderem das Blatt 11 zu Informationsaustauschanforderungen, das letztlich für die Ausarbeitung von AIA wesentliche Vorgaben und Hinweise bieten wird. Das Blatt 11 der VDI 2552 soll voraussichtlich Ende 2019 veröffentlicht werden. Die Arbeiten an den verschiedenen technischen und organisatorischen Standards für das digitale Planen, Bauen und Betreiben mittels BIM orientieren sich dabei an den Level 1 und 2, womit das objektbasierte Modellieren (Level 1) und die modellbasierte Kooperation (Level 2) gemeint sind. Level 3, also die integrative, kooperative und ganzheitliche Projektabwicklung ist in Deutschland bislang eher selten anzutreffen, auch weil es dafür laut Raps unter anderem andere vertragsrechtliche Grundlagen brauche. Michael Raps ermutigte die Teilnehmer, sich in Sachen Standardisierung zu beteiligen. Es gelte, zu agieren, statt zu reagieren.

Im Anschluss an den Vortragsblock hatten die Teilnehmer des BIM Herbst Meetings die Gelegenheit, beim Open BIM Workflow konkret zu erfahren, wie das Arbeiten am digitalen Modell über Fachdisziplinen hinweg praktisch funktioniert. Neun Lösungsanbieter von Software-Produkten, von der Software für Architekten über jene für Tragwerksplanung, Faciltiy Management bis zur Energetischen Optimierung, zeigten an großen Bildschirmen, wie das Arbeiten mit dem offenen und herstellerneutralen Austauschstandard IFC funktioniert und was es zu beachten gilt, damit es in der Praxis funktioniert.


09.09.2018