BIM-Frühstück bei der Handwerkskammer Magdeburg


Zum BIM-Frühstück nach Magdeburg hat die Handwerkskammer in ihre Räumlichkeiten geladen. Mathias Kaufhold, Mitarbeiter an der bergischen Universität Wuppertal  präsentierte Details aus einem BIM-Projekt, das durch die Uni-Wuppertal begleitet wurde: Der Neubau eines Fachmarktes in Leinfelde.

Das Projektteam rund um den Fachmarkt-Neubau in Leinefelde kannte sich gut und machte BIM nicht zur Pflicht. Es wurde zwischen den Partnern zunächst ein BIM-Memorandum vereinbart, welches eine partnerschaftliche, transparente und durch objektorientierte Modelle gestützte Zusammenarbeit festhielt.

Der Projektentwickler RMA Real Estate Management Assistance GmbH aus Düsseldorf hatte früh den größten Teil des Objekts an den Lebensmittelhändler EDEKA verkauft. Das war ein großer Vorteil, da die Anforderungen an das Gebäude sehr früh feststanden. Entsprechend früh wurden Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA) formuliert und an die beteiligten Planer verteilt. Die Planstände wurden jede Woche, später alle zwei Wochen in einem Koordinationsmodell zusammengeführt. Der Datenaustausch erfolgte über einen einfachen file-server, die Koordination und Kollisionsprüfung über Solibri und BIMCollab. 

Beim BIM-Frühstück in Magdeburg interessierte sich das Publikum unter anderem für die genaue Koordination des Null-Punktes der Modelle und den Erfahrungen beim Zusammenführen der Modelle, um die Schlitz- und Durchbruchsplanung zu realisieren. Eine der Fragen drehte sich dabei um den open BIM-Ansatz, der in diesem Projekt  verfolgt wurde und somit verschiedene Softwareprodukte im Einsatz waren. Mathias Kaufhold verwies auf die dafür ausgegebenen Modellierungsrichtlinien, die einheitliche Regeln festlegten, wobei die Schlitz- und Durchbruchsplanung über ein learning by doing zum Erfolg getragen wurde. Eine einfache  Subtraktion der Modelle, so lautete eine weitere Erkenntnis aus dem Praxisprojekt, ist nicht in jedem Fall zielführend, weil es zu händischer Nacharbeit führte. Auch wurden in den ersten Prüfungen zahlreiche Kollisionen (über 1000) erfasst, die für die Planung keine Relevanz hatten, weshalb eine Priorisierung vorgenommen wurde und nur die Prio-A an die Partner zurückgegeben wurden. Der Modellaustausch erfolgte stets im offenen und herstellerneutralen Format ifc2x3 und im jeweils nativen Format. Für Marketingzwecke wurde auf einen hohen Detailgrad wert gelegt. Dies führte jedoch zu sehr großen Modellen, was bei Handling und Austausch immer noch Probleme bereitet.

Zur Vorbereitung der Ausführung wurde eine Bau-Ablaufsimulation erzeugt, indem die MS-Project Daten über Synchro mit dem Modell verknüpft wurden. D.h. die Baustelleneinrichtung war nicht Teil der Simulation. Trotzdem war es sehr hilfreich für die ausführenden Firmen, sich derart strukturiert und sehr detailliert visualisiert einen Eindruck von der Planung verschaffen zu können. Dies hat zu einer hohen Akzeptanz geführt. Die 3D-Modelle wurden im IFC-Format an die ausführenden Firmen zur Verfügung gestellt, über kostenlose Viewer konnten sie sich jederzeit das Bauvorhaben noch einmal vor Augen führen. Sonst wurde das BIM-Modell als „die eine Quelle der Wahrheit“ (single source of truth) verwendet, in dem die Mengenermittlung halb-automatisch durchgeführt und die 2D-Pläne daraus abgeleitet wurde. Darüber hinaus konnte das ausführende Unternehmen, das die Dachkonstruktion gebaut hat, die Daten verwenden, um maschinengesteuert die benötigten Holzbalken zusägen zu können.
Der CAFMConnect Editor schließlich wurde verwendet, um die Elemente der KG 400 in das Modell zu überführen. Dies wurde nicht durch die ausführenden Firmen umgesetzt, aber durch den Fachplaner. Allerdings hat der spätere Betreiber leider (noch?) kein Interesse an dem BIM-Modell gezeigt. Er hat es entgegengenommen, aber ob es gepflegt werden wird, bleibt offen.
Beim BIM-Frühstück in Magdeburg beteiligte sich das Publikum regen mit Fragen und Diskussionsbeiträgen. Die anwesenden Handwerker und Planer, das wurde deutlich, stehen dem Thema offen gegenüber und schauen neugierig in die Zukunft. Allerdings gaben sie auch zu bedenken, dass die flächendeckende Umsetzung wohl noch Jahre brauche. Das Thema sei beispielsweise noch nicht in der Ausbildung der Berufsschullehrer angekommen und auch nicht in der Ausbildung der Handwerker. So sei es nicht einmal sicher, dass ein Tischlerlehrling schon einmal ein CAD-Programm benutzt habe. Auch mache der Lehrermangel ganz generell die Ausbildung problematisch.
Abgeschlossen wurde die Diskussion mit einem optimistischen Blick in die Zukunft – so seien die Digitalisierungsthemen und speziell das Thema Augmented Reality auf der Baustelle eine Chance, wieder mehr Jugendliche in Handwerksberufe zu locken.


28.10.2019