Zuversicht in Zeiten der Pandemie


Noch im Februar 2020 berichteten deutsche Medien über einen Bau-Boom und prall gefüllte Auftragsbücher. Dann kam die Coronakrise. Während Mediziner und Pflegekräfte zu Krisenhelden wurden, bedrohten Kurzarbeit oder Insolvenzen vor allem den Einzelhandel und Kulturveranstalter. Auch die Baubranche kann auf Dauer der Krise nicht standhalten, wenn Investitionen wegbrechen.

Bisher zeige sich, dass die Branche gut aufgestellt sei. Zwar spüren auch die Planungsunternehmen langsam die Auswirkungen der Krise, in der Branche überwiege aber die Zuversicht, weiß Roland Engels, Hauptgeschäftsführer vom Verband Beratender Ingenieure VBI. „Wir haben von Anfang an unsere Mitglieder umfassend informiert und halten auf unserer Internetseite hilfreiche Hinweise, Umfrageergebnisse und Verbandspositionen bereit.“ Durch die Mitgliederbefragungen seien entsprechend wenig zusätzliche Anfragen zur Coronakrise beim VBI eingegangen, die Mitglieder zeigten sich mit der Arbeit des Verbands zufrieden.

Derzeit keine Pleitewelle

Eine Pleitewelle unter den Ingenieurunternehmen ist bislang nicht in Sicht. „Momentan verfügen unsere Mitglieder noch über ein Polster aufgrund der guten Auftragslage in der Vergangenheit. Jetzt ist es aber wichtig, dass öffentliche wie private Auftraggeber ihren Investitionslauf nach der Krise nicht stoppen“. Wegen Planungsunsicherheit aufgrund der Krise verhielten sich auch öffentliche Auftraggeber derzeit eher zögerlich bei der Ausschreibung neuer Projekte, wie eine Blitzumfrage des VBI ergab. Der Verband warnt in einer Pressemeldung deshalb vor einer Verschleppung der Coronakrise weit ins kommende Jahr und appelliert: „Wir brauchen nach der Krise dringend Investitionsprogramme, die den Kommunen wieder auf die Beine helfen, insbesondere in Infrastruktur und Schulen“, so VBI-Präsident Jörg Thiele.

Mut in der Krise

Auch das Handwerk komme noch ganz gut weg. „Natürlich kommt es zu Auftragsstornierungen“, berichtet Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in St. Augustin. „Aber die Betriebe haben aktuell noch gut zu tun. Sorgen machen wir uns um eine mögliche Krise nach der Krise, denn es ist noch nicht abzusehen, wie die Lage dann im dritten und vierten Quartal dieses Jahres sein wird.“ Der ZVSHK und seine Landesverbände hätten jedoch großes Vertrauen bei den Mitgliedern aufgebaut durch stetige Pressearbeit oder mit der Veröffentlichung eines Corona-Leitfadens für Mitglieder, der stetig aktualisiert wird. Dementsprechend häufig würden die Betriebe auf die Informationen der Verbandsorganisation zum Umgang mit Kunden und Mitarbeitern zurückgreifen. „Wir haben den Innungsbetrieben Mut gemacht und zugleich an die Auftraggeber appelliert, Corona nicht als Grund zu sehen, um jetzt Aufträge abzubrechen“, so Ebisch. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung sehe der Verband als richtigen Schritt, um der deutschen Wirtschaft notwendige Impulse zur schnellen Erholung zu geben.

Notwendigkeit eines Modernisierungsprogramms

Die mittelständischen Bauunternehmen sind laut Jannik Grimm, Referent bei der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB), ebenfalls gut aufgestellt. „Die Unternehmen können bisher mit geringen Einschränkungen weiterbauen und schultern dabei erhebliche Mehrkosten zur Aufrechterhaltung der Bautätigkeit, vor allem durch die Einhaltung der gebotenen  Hygienemaßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und durch Umstellung der Arbeitsabläufe. Aber auch die Auftraggeber haben dabei geholfen. Die Deutsche Bahn zum Beispiel hat u. a. Unterstützung bei der Bereitstellung von Unterkünften für die Mitarbeiter der von ihr beauftragten Bauunternehmen geleistet“, so Jannik Grimm. Gestiegen sei der Beratungsbedarf wegen der Coronakrise. Besonders Fragen zu Hygienemaßnahmen auf der Baustelle und zur Kurzarbeit hätten die Verbandsmitglieder bewegt.

Bleibt die Frage, wie es weitergeht mit den Investitionshaushalten in Deutschland? Die Bauunternehmen, die oftmals als Auftragnehmer der öffentlichen Hand arbeiten, würden Planungssicherheit brauchen. Corona treffe vor allem die Kommunen hart, deswegen müsse der Bund besonders den Kommunen finanziell unter die Arme greifen, so die BVMB in ihrer Pressemeldung. Weiterhin fordert der Verband vom Bund unter anderem, die coronabedingten Mehrkosten auszugleichen und die Körperschaftssteuer erheblich zu senken. Außerdem drängt er auf ein Modernisierungsprogramm, um die öffentliche Verwaltung zu digitalisieren. Zudem müsse laut BVMB in Deutschland ein bundesweiter Ausbau des Breitbandnetzes auf Glasfaserbasis umgesetzt werden. Ihre Forderungen an die Politik hat der Verband in einem zwölf Punkte umfassenden Positionspapier zusammengetragen.


12.06.2020

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