Mit halber Energie?


Die Erwartungen sind hoch: Das Gebäudeenergiegesetz soll ein neues, einheitliches, aufeinander abgestimmtes Regelwerk für die energetischen Anforderungen an Neubauten und Bestandsgebäude schaffen. Der BDB nennt das Gesetz ungenügend und unambitioniert.

Das Bundeskabinett hat den vom Bundesminister für Wirtschaft und Energie und vom Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat vorgelegten Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz nun beschlossen. Laut eigener Aussage setzt die Bundesregierung dadurch den Koalitionsvertrag um sowie das Klimaschutzprogramm 2030 und die Beschlüsse des Wohngipfels 2018.

Nach Ansicht des Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), ein Kooperationspartner im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen, sei hingegen eine große Chance vertan worden. In einer Stellungnahme des Verbands heißt es u.a.: „Es wurde verpasst, der Bedeutung des Klimawandels gerecht werdende, ambitionierte Ziele beim Gebäudeneubau sowie bei der energetischen Ertüchtigung des Gebäudebestandes zu setzen.“

Höhere Standards nötig

Ein solches Ziel wäre einerseits, für alle Neubauten den Effizienzhaus-Standard 40 der KfW vorzuschreiben, so Martin Wittjen, Hauptgeschäftsführer des BDB. Dadurch läge der Primärenergiebedarf eines neuen Gebäudes bei 40% im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard. Bestandsbauten würden laut BDB eine deutlich höhere Sanierungsrate brauchen als die von der EU angestrebten 2%. Nötig wären steuerpolitische Maßnahmen, also eine staatliche Förderung. Konkret bedeutet das: Der Staat müsse einen finanziellen Anreiz schaffen zu investieren, denn die Sanierung von Bestandsgebäuden kostet Geld, zunächst vor allem dem Vermieter. Während der Mieter durch die energetische Sanierung Kosten einspare, profitiert der Vermieter nicht, weshalb für ihn eine Investition momentan häufig wenig reizvoll sei.

Graue Energie vermeiden

Der BDB werde sich dafür einsetzen, dass zeitgemäß und zukunftsorientiert gebaut wird. Zukunftsorientiert wäre eine Holzbauweise, denn Holz sei ein Baustoff, der CO2-neutral ist und gut verarbeitet werden kann, sagt Martin Wittjen. Zudem sei Holz in mehrstöckigen Häusern einsetzbar, gut recyclebar und es entstünde kein Sondermüll bei der Entsorgung.

Die Realität sehe laut BDB leider anders aus. „Ein Großteil der Baustoffe wie Ziegel oder Beton werden energieintensiv hergestellt, man spricht auch von grauer Energie, die für die Herstellung benötigt wird“, so Wittjen. Darüber müsse man viel mehr reden. In der Tat ist allein die Herstellung von Zement als wichtigster Bestandteil von Beton in Deutschland laut einer Analyse der Umweltschutzorganisation WWF für zwei Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. „Denkbar wäre deshalb, jedem neuen Gebäude als Bewertungskriterium einen CO2-Stempel zu geben“, sagt der BDB-Hauptgeschäftsführer.


20.07.2020

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