What’s up mit WhatsApp? Der Messenger im Baualltag


Anfang 2020 erreichte die Zahl der aktiven WhatsApp-Nutzer pro Monat die 2-Millionen-Marke. Die starke Verbreitung des Messengers ließ ihn auch zu einem häufig genutzten Tool im Berufsleben werden. Selbst viele Bauakteure verwenden den Dienst mittlerweile, wie eine Studie zeigt.

Immerhin fast zwei Drittel der Planer und Bauprofis setzt WhatsApp im Arbeitsalltag für die interne Abstimmung mit Kollegen oder Mitarbeitern ein, so das Ergebnis einer Studie von BauinfoConsult. Wen wundert’s? Ein Smartphone hat heute fast jeder und vor allem immer zur Hand. Über die Hälfte nutzt den Messenger für die direkte Kommunikation mit dem Kunden sowie zum Verschicken von Videos, Audios und Bildern. Hier spielt der Dienst seine größten Vorteile aus: Schnelle Kommunikation untereinander zur Terminvereinbarung und die Dokumentation auf Baustellen als Nachweis oder um Fortschritte im Projekt festzuhalten.

Fotografisches Gedächtnis

Handwerker hingegen können sich mit Fotos im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Lage vor Ort machen. So kann ein Sanitär- und Heizungstechniker sich vom Kunden beispielsweise ein Foto der defekten Badlüftung schicken lassen, damit er das passende Gerät zum Austausch mitbringen kann. Umgekehrt kann der Handwerker mit einem Foto beweisen, dass Arbeiten (zumindest äußerlich) fachgerecht vorgenommen worden sind. Entscheidend ist in diesem Fall aber die Qualität der Aufnahmen, die nicht nur vom Können der Nutzer abhängt, sondern auch vom verwendeten Smartphone.

Einen Schritt weiter geht WhatsApp Business, eine eigenständige APP, die von immer mehr Kleinunternehmern eingesetzt wird. Mit ihr kann das Unternehmen etwa Adresse und Öffnungszeiten hinterlegen. Zudem können Antworten auf häufig gestellte Fragen eingerichtet werden. Neu ist die Funktion, vom Unternehmen zur Verfügung gestellte QR-Codes einzuscannen, um direkt einen Chat zu starten, ohne zuvor die Telefonnummer einzugeben.

Technik, die begeistert?

Klingt zu schön, um wahr zu sein. Schnell eine Audio-Nachricht per WhatsApp schicken, ohne den Teilnehmer anzurufen, der womöglich gerade Auto fährt. Zugleich bleibt die Nachricht als Nachweis mit Datum und Uhrzeit gespeichert, der Empfänger kann sie bei Bedarf ein zweites Mal abspielen. Dennoch geht ein Anruf häufig schneller und baut den Zwang ab, permanent aufs Smartphone schauen zu müssen, ob neue Nachrichten eingegangen sind. Der ständige Nachrichtenwechsel lenkt zudem ab. Nicht zu vergessen, dass vor allem größere Sprach- und Videonachrichten einerseits Datenvolumen kostet, andererseits eine gute Netzabdeckung mit ausreichender Geschwindigkeit nötig ist. Vor allem außerhalb der Ballungsgebiete können Nutzer froh sein, wenigstens 3G zu haben.

Und immer wieder…der Datenschutz

Diese Nachteile mögen hinnehmbar sein, die Datenschutzbedenken nicht. WhatsApp gehört zu Facebook, das Unternehmen ist dafür bekannt, Daten der Nutzer all seiner Facebook-Dienste (Instagram, WhatsApp) zusammenzuführen und zudem aus der EU in die USA zu schicken. Mit anderen Worten: Durch den Einsatz von WhatsApp werden ohne Einwilligung alle Telefonnummern des Verwenders an Facebook weitergereicht. Für Behörden in Deutschland nur ein Grund, ihren Mitarbeitern den Einsatz des Messengers im Geschäftsverkehr zu untersagen.

Auch wenn die deutschen Datenschutzbehörden zu Beginn der Corona-Pandemie beide Augen fest zugedrückt haben, bescheinigen sie dem WhatsApp-Einsatz im Unternehmen ein hohes Risiko. Die Nutzung des Dienstes wäre allenfalls zulässig, wenn die Betroffenen in die Nutzung gegenüber dem Verwender (hier der Verantwortliche) eingewilligt haben. Auf dem Diensthandy haben firmenfremde Apps generell nichts zu suchen, die Installation muss zuvor mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Dieser darf umgekehrt den Einsatz von WhatsApp auf dem Privathandy nicht vorschreiben.

Wer partout nicht auf einen sichereren Dienst wie Signal ausweichen möchte, sollte jedenfalls keine personenbezogenen Daten über WhatsApp versenden. Auch Angebote, Verträge oder Vertragsänderungen sollten keinesfalls über WhatsApp versendet werden. Zudem müssen Kunden oder Geschäftspartner über den Einsatz des Dienstes informiert und auf die Datenschutzbedenken hingewiesen werden. Das schließt einen Hinweis in der Datenschutzerklärung ein. Parallel sollten immer alternative Kommunikationstools oder Kontaktmöglichkeiten zur Auswahl stehen. Ein kleiner Trost: Texte lassen sich auch per SMS versenden, Bilder und Dokumente über die E-Mail-App.
 


27.07.2020

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