Zukunftsplan der EU: Ein neues Europäisches Bauhaus für mehr Klimaschutz


Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat am 14. September 2020 das „neue Europäische Bauhaus“ ins Leben gerufen. Gutes Design solle zukünftig mit mehr Nachhaltigkeit verbunden werden. Zudem werde eine Verdopplung der Renovierungsquote von Gebäuden in den nächsten zehn Jahren angestrebt. In diesem Zusammenhang sei auch ein Systemwandel hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft erforderlich, um das Ziel lebenswerter und vollständig klimaneutraler Städte zu erreichen. Für die Zielerreichung werden digitalen Innovationen eine Schlüsselrolle zugeschrieben. In den nächsten zwei Jahren sollen fünf europäische Bauhaus-Projekte entstehen.

Vor dem Hintergrund der hohen CO2-Einsparmöglichkeiten im Bauwesen, kündigte die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer ersten Rede zur Lage der Union die Vision eines „neuen Europäischen Bauhaus“ an. Angelehnt an die Bauhaus-Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, soll diese neue Bewegung eine „[…] Brücke zwischen Wissenschaft und Technologie, Kunst und Kultur schlagen […]“, um Design und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden. Ein Teil des 750 Mrd. Euro schweren EU-Konjunkturprogramms „Next Generation EU“ soll dabei für die Strategie einer europaweiten Renovierungswelle genutzt werden, um die CO2-Emissionen zu reduzieren, die Lebensqualität zu erhöhen und die Europäische Union zu einem Spitzenreiter in der Kreislaufwirtschaft zu positionieren, so von der Leyen.

Das neue Europäische Bauhaus als innovativer Treiber für den European Green Deal

In diesem Zusammenhang könne die neue Europäische-Bauhaus-Bewegung auch als treibende Kraft verstanden werden, um den „European Green Deal“ auf innovative und bürgernahe Weise erfahrbar zu machen, so von der Leyen in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Europäische Grüne Deal hat mitunter zum Ziel, bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr auf dem europäischen Kontinent freizusetzen. Vor dem Hintergrund, dass Gebäude und Infrastrukturen für mindestens 40 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich seien, ginge es aber nicht nur darum, Emissionen zurückzufahren, sondern auch ein Umdenken und Umplanen in der Wirtschaft anzustoßen, so die EU-Kommissionspräsidentin. Das Europäische Bauhaus könne hierzu als neuer Denk- und Versuchsraum verstanden werden.

Wie lässt sich modernes Leben im Einklang mit Natur und Umwelt gestalten? Antworten soll das neue Europäische Bauhaus in drei Schritten liefern

Für das neue Bauhaus sollen in einem ersten Schritt Ideen erkundet und die Bewegung interdisziplinär gestaltet werden. Architekten, Künstler, Ingenieure, Studierende und Experten für Digitales sollen zusammenkommen und gemeinsam neue nachhaltige Bauweisen und Designformen entwickeln. Neben der Interdisziplinarität und Kreativität, solle sich das neue Bauhaus auch die Digitalisierung zunutze machen. So könnten beispielsweise virtuelle Abbildungen („Digitale Zwillinge“) von Häusern, Siedlungen oder Städten zu optimierten Konstruktionsentscheidungen beitragen, vor allem mit Blick auf die Ressourceneffizienz und die Wiederverwendbarkeit von Materialien.

In der zweiten Phase, der so genannten Durchführungsphase, sind für die nächsten zwei Jahre fünf Bauhaus-Projekte in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten geplant. Diese können als Art „kreatives Experimentallabor“ verstanden werden und fokussieren sich jeweils auf einen spezifischen Themenschwerpunkt: Von naturnahen Baustoffen bis hin zu zukunftsweisender Mobilität über digitale Innovationen zur Ressourceneffizienz wird ein breites Spektrum an Nachhaltigkeitsthemen im Bauwesen abgedeckt, die stets in Verbindung mit Kunst, Kultur, Technologie und den sozialen Fragen unserer Zeit gedacht werden sollten.

In einer dritten Phase wird es schließlich um die Verbreitung der neu entwickelten Ideen gehen. Laut von der Leyen solle das Europäische Bauhaus über die Grenzen Europas hinauswachsen und auch die Menschen dort erreichen.

Zusammen gedacht: Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Fokus des Kompetenzzentrums Planen und Bauen

Im Rahmen des Verbandsgipfels am 12. Oktober 2020 hat sich das Kompetenzzentrum Planen und Bauen mit mehr als 35 Verbänden, Vereinen und Kammern aus der gesamten Wertschöpfungskette Bau intensiv den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung gewidmet. Der Aufruf zu einer neuen Europäischen-Bauhaus-Bewegung für mehr Klimaschutz bestätigt unser Handeln, die Trendentwicklungen rund um das Thema Nachhaltigkeit aufzugreifen. Umso wichtiger ist es für uns als Kompetenzzentrum, die digitale Transformation der mittelständischen Bauwirtschaft in Deutschland auch vor dem Hintergrund neuer Nachhaltigkeitsanforderungen zu unterstützen und gemeinsam richtige Schritte in die digitale und nachhaltige Zukunft der Wertschöpfungskette Planen und Bauen anzugehen. 


19.10.2020