Rückblick: Abschließendes 7. BIMiD-Fachsymposium am 20. Januar 2017 auf der BAU 2017 in München

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Das 7. und abschließende BIMiD-Fachsymposium fand am Freitag, 20. Januar 2017 während der BAU 2017 im ICM – Internationales Congress Center München statt. Im Mittelpunkt standen die Übergabe der Referenzobjekte in Braunschweig und Ingolstadt in den Betrieb sowie ein vorläufiges Fazit der BIMiD-Projektpartner und -Praxispartner. An der Veranstaltung nahmen gut 160 Baufachleute aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland teil.

Im ersten Teil standen die letzten Projektphasen bei den beiden BIM-Referenzobjekten in Braunschweig und Ingolstadt im Mittelpunkt. Die Gebäude wurden vor Kurzem in den Betrieb übergeben bzw. die Übergabe steht kurz bevor. Die beteiligen Paxispartner berichteten, wie die BIM-Modelle für die Inbetriebnahme aufbereitet wurden und für das Flächenmanagement und das technische Facility Management genutzt werden. In einem Gastbeitrag berichtete Gunter Gleixner von der Bayern Facility Management, wie solche Prozesse bei sehr großen Objekten vonstattengehen. 

Am Nachmittag folgte die Präsentation der wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen der BIMiD Projektpartner und Praxispartner. Sabine Burkert von Volkswagen Financial Services, dem Bauherrn des zentralen BIM-Referenzobjektes in Braunschweig, brachte ihre Erfahrungen auf den Punkt: „Mit BIM macht Bauen wieder Spaß!“ Wie immer bei den BIMiD-Fachsymposien spielte auch beim vorläufig letzten Veranstaltung die Diskussion und der Erfahrungsaustausch mit dem Publikum eine große Rolle.

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Programm

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Moderation

Moderatoren waren Peter Noisten und Thomas Kirmayr vom BIMiD-Konsortialführer Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Im Rahmen von BIMiD waren die beiden für allgemeine Projektleitung, Betreuung der Referenz-Bauvorhaben sowie für Definition und Evaluierung der BIM-Prozesse zuständig.

 

 

 

Begrüßung

Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer, Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Der Leiter des Fraunhofer IBP betonte die Schlüsselposition des Bauwesens, wenn es darum geht, neue Technologien voranzubringen, um auf globale Trends zu reagieren. Analog zum Flugzeugbau (“The first one to build is the first one to fly!“) ist er sich sicher, dass der größte Mehrwert für die Gebäudenutzung bereits in der virtuellen Betriebsplanung auf der Grundlage digitaler Gebäudemodelle besteht.

Markus Ermert, DLR Projektträger
Als Vertreter des Fördermittelgebers BMWi erinnerte Markus Ermert noch einmal an die ursprünglichen Erwartungen an das Förderprojekt BIMiD. BIMiD sollte dem Mittelstand die Digitalisierung und die damit entstehenden Fragen näherbringen sowie entsprechende erste Erkenntnisse liefern. Diese Erwartungen hätten sich durchaus erfüllt.

 

 

 

Teil 1: Mit BIM in den Betrieb

Mit BIM in den Betrieb - Modellbasiertes Facility Management

Gunter Gleixner, Bereichsleitung Objektportfolio I, Bayern Facility Management GmbH, München

Der FM-Spezialist berichtete am Beispiel der “BMW Welt” in München, welche große Effizienzsteigerungen bereits bei alltäglichen Aufgaben des Facility Managements durch die Digitalisierung des Bestands (Kartierung und Modellierung) und die Verknüpfung des “digitalen Zwillings” mit der Datenbankstruktur des Auftraggebers möglich sind.

 

 

 

Planung- und Ausführungsdaten als Grundlage für das Facility Management

 

 

 

Übergabe des BIM-Modells in den Betrieb: Zentrales BIM-Referenzobjekt der Volkswagen Financial Services AG in Braunschweig

Adriane Gasteiger, Tamara Gasteiger und Ajna Nickau, DhochN Digital Engineering GmbH

 

 

 

Modellbasiertes Flächenmanagement und technisches Facility Management am Beispiel des Zentrales BIM-Referenzobjekt in Braunschweig

 

 

 

Mit BIM in den Betrieb: Gesprächsrunde und Publikumsdiskussion

BIMiD-Projektpartner und -Praxispartner

 

 

 

Teil 2: Vorläufige Ergebnisse, Erkenntnisse und Empfehlungen der BIMiD-Projektpartner

BIM - Werkzeug oder Prozess?

“BIMiD zeigt einmal mehr eindrücklich, dass der Bauherr der wichtigste Akteur bei BIM ist. Seine frühzeitige Entscheidung für die Nutzung von BIM ist fundamental für den Erfolg eines Vorhabens. Denn mit BIM entsteht Mehrwert und größere Effizienz. Dies gelingt insbesondere dann, wenn auch weitere Beteiligte so früh wie möglich eingebunden werden. Mit dem Förderprojekt konnten wir aufzeigen, dass die modellbasierte, integrale Planung mit ihrem über den gesamten Lebenszyklus des Bauvorhabens nutzbaren digitalen Zwilling Bauen effizienter macht.”

Peter Noisten, Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP (Projektkoordination, Vorbereitung und Unterstützung der Referenzbauvorhaben sowie Erarbeitung des BIMiD-Referenzprozesses)

 

 

 

BIM maßgeschneidert für jedes Projekt

“Heute versteht jeder unter BIM etwas anderes. Auch die Datenübergaben sind selten klar definiert. Das hindert noch viele Auftraggeber (insbesondere öffentliche) daran, BIM als Methode festzuschreiben. Im Projekt BIMiD haben wir Werkzeuge eingebracht, die Auftraggebern eine umfassende strategische Beratung und operative Unterstützung in künftigen Projekten ermöglichen. Dabei werden die BIM-Lasten- und -Pflichtenhefte für den Vergabeprozess erstellt und als BIM-Projektabwicklungspläne fortgeschrieben. Das erhöht die Verlässlichkeit der BIM-Nutzung und gibt Sicherheit in der Projektabwicklung.” 

Dr.-Ing. Thomas Liebich, AEC3 Deutschland GmbH (Standardisierung von Geschäftsprozessen, Datenanforderungen und Schnittstellen sowie Erarbeitung des BIMiD-Referenzprozesses)

 

 

 

BIM und VR für eine neue Kommunikationskultur

“Wenn das Planungsteam mit dem Bauherren in einer immersiven VR-Umgebung steht und den virtuellen Prototyp des Bauwerks im aktuellen Planungsstand erlebt – ganz so, als wären sie bereits im realisierten Gebäude – dann hat das nicht nur messbare Vorteile wie das Vermeiden von Missverständnissen. Vor allem im sozialen Miteinander wird in diesen Besprechungen eine neue, auf gemeinschaftlichem Verständnis aufbauende Kommunikationskultur spürbar. Die Erkenntnisse bei den in BIMiD durchgeführten ‘Immersiven Baubesprechungen’ machen diesen Aspekt der BIM-Methode sichtbar: Planen im Team - miteinander und nicht mehr gegeneinander.”

Günter Wenzel, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO (Neue Werkzeuge und Methoden für interdisziplinäre Zusammenarbeit)

 

 

 

BIM ist nicht gleich BIM

“Da es nicht die eine, richtige BIM-Anwendung gibt, existiert für die Einführung oder für die Verwendung von BIM keine ‘Blaupause’. Vielmehr prägen Kontext und Ziel die Art und Weise der BIM-Anwendung. Es ist daher wichtig, sich nicht von den vielen existierenden „Rezepten“ verunsichern zu lassen, sondern die eigenen Kompetenzen und Rahmenbedingungen zu analysieren: Über welches Wissen, welche Fähigkeiten und welche Technik verfügt das Planungs- und Bauteam? Für welche Aufgabe genau soll das digitale Gebäudemodell verwendet werden? Ausgehend von diesen Fragen gilt es, einen eigenen Weg zu finden, der an die individuellen Projekterfordernisse angepasst ist.”

Moritz Bischof, Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (Sozialwissenschaftliche Begleitforschung) 

 

 

 

BIM ist eine neue Arbeitsweise - aber kein neuer Studiengang

“Ein Hochschulstudium vermittelt den Studierenden die notwendigen Kompetenzen, um sich in die Arbeitswelt einbringen zu können. Zum einen ist es der sichere Umgang mit dem BIM-Koordinationsmodell im interdisziplinär aufgestellten Team. Zum anderen ist es die Generierung und Anwendung der eigenen Fachmodelle. Hierzu bedarf es einer breit aufzustellenden Basisqualifikation im Bauwesen und einer individuell darauf aufbauenden Fachqualifikation. Diese Anforderungen können sehr zielführend in bestehende Curricula integriert werden, ohne dass hierfür ein neuer BIM-Studiengang notwendig ist.” 

Prof. Dr.-Ing. Hans-Hermann Prüser, Jade Hochschule, Fachbereich Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie (Didaktische Aufbereitung der Erfahrungen bei den Referenzobjekten)

 

 

 

Mehr Referenzobjekte und ehrlichen Erfahrungsaustausch braucht das Land!

“Wenn, wie in Deutschland, die Einführung von BIM von unten nach oben, d.h. über das konkrete Tun der Anwender erfolgen soll, dann braucht es Praxismodellprojekte, anhand derer die Fachleute im konkreten Anwendungsfall Erfahrungen austauschen sowie Chancen und Risiken offen und ehrlich – auch kontrovers – diskutieren können. Aus diesem Grund wollte BIMiD bei Veranstaltungen und mit der Öffentlichkeitsarbeit nie beschönigen oder bloße Versprechungen machen. Das ist der Sache sicherlich dienlicher. Aber natürlich braucht es weitere ‘Referenzobjekte’, vor allem für den Hochbau.”

Gunther Wölfle, buildingSMART e.V. (Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement)

 

 

 

Teil 3: Kurzstatements der Praxispartner

Sabine Burkert, Volkswagen Financial Services

“Mit BIM macht Bauen wieder Spaß! Dank der BIM-Arbeitsmethode hatten wir als Bauherr des BIMiD-Projekts Kosten, Termine und Qualitäten transparent im Griff. In diesem Projekt hatten wir erstmals ein konsistentes, aktuelles Daten-Modell, welches jetzt über den gesamten Lebenszyklus der Immobilie genutzt wird.”

 

 

 

Franz Madl, pbb Planung + Projektsteuerung

“BIM wird für uns Architekten und Ingenieure die Arbeitswelt neu definieren! Weg vom planungsbegleitenden Prototypenbau hin zu mehr Planungssicherheit. Damit verbunden ist eine bessere Wertschöpfung. BIM stellt uns aber auch vor große Herausforderungen, die sowohl technisch als auch menschlich angegangen werden müssen. Das funktioniert nur gemeinsam. Lassen Sie uns anfangen!”

 

 

 

Cornel Gaudlitz, Gaudlitz Architekten GmbH

“Warum einen Entwurf in 2D abmalen, wenn man ihn gleich in 3D modellieren kann? Die Werkzeuge sind da! Durch die Anwendung der Arbeitsweise BIM haben wir in unserem Büro innerhalb von anderthalb Jahren einen Innovationsschub erhalten, den ich persönlich in 15 Berufsjahren so nicht erfahren habe.”

 

 

 

Hanno Hummerich, OP Engineers GmbH

“Jede Form von BIM steigert die Qualität der eigenen Arbeit. Gerade für kleinere und mittelgroße Unternehmen ist es notwendig, sich jetzt mit dieser Methode zu beschäftigen, um nicht abgehängt zu werden.”

 

 

 

Siggi Wernik, DhochN Digital Engineering GmbH

“BIM bedeutet Kulturwandel! Die neuen digitalen Methoden sollten immer die Informationsprozesse für den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks berücksichtigen. BIM führt insofern weg von dem Fokus auf den eigenen, begrenzten Teil der Wertschöpfung. Traditionelle Leistungsbilder und Abrechnungsregeln sind in den bisherigen Fassungen nicht mehr sinnvoll anwendbar, da es effizientere und offenere Arbeitswesen gibt.”

 

 

 

Matthias Jakisch, Lindner Group

“Das Leistungsverzeichnis wird auch weiterhin ein fester Bestandteil von Bauprojekten sein. Noch kann nicht jede Leistung modelliert werden. Ein exzellent gepflegtes BIM-Modell hilft, den Überblick über ausgeschriebene und zusätzliche Leistungen zu gewährleisten. Ein umfassender Einsatz hätte erhebliche Auswirkungen auf die Kostentransparenz.”

 

 

 

Christian Glatte, Schüco International

“BIM hilft Geld und Zeit sparen und schont die Nerven. Bauprodukte sind Bausteine eines Gebäudes und so ist für uns das Entwickeln von Standards im Rahmen von Projekten wie BIMiD besonders wichtig. Wir haben viel gelernt dank des teilweise sehr hohen „digitalen Reifegrads“ der verschiedenen Beteiligten und deren großer Bereitschaft, Informationen zu teilen.”

 

 

 

Henning Oetke, GP Dr. Grossert Planungsgesellschaft

“Es ist wichtig, das ‘I’ in ‘BIM’ richtig zu verstehen. BIM ist nicht nur 3D-Konstruktion. BIM bedeutet vielmehr den gezielten Austausch von Informationen zur koordinierten Abstimmung miteinander.”

 

 

 

Bernhard Heilmeier, Unternehmensgruppe Klebl

“Das BIMiD-Referenzprojekt hat gezeigt, dass es verschiedenste Blickwinkel auf und Anforderungen an BIM gibt. Es wurde mehr über Attribute und Prozesse gesprochen als über das eigentliche Modell. Damit man die Vorteile dieser neuen Methode nutzen kann, muss BIM ein Teil der Unternehmens-Philosophie sein und gelebt werden.”

 

Teil 4: Abschluss

Podiumsdiskussion und Diskussion mit dem Publikum

BIMiD-Projektpartner und -Praxispartner

 

 

 

Abschlussvortrag: Was die Digitalisierung der Branche wirklich bedeuten könnte

Prof. Dr.-Ing. Winfried Heusler, Senior Vice President Schüco International KG

 

 

 

Ausblick und Verabschiedung

Peter Noisten, Fraunhofer IBP