Personenzentrierte Digitalisierung zur Zukunftssicherung des Handwerks


Unser Kooperationspartner, HANDWERK.NRW e.V., hat die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Athene 4.0“ veröffentlicht. Das Ziel des Projekts Athene 4.0 war die Konzipierung von niederschwelligen Lösungen zur Digitalisierung im Handwerk, um die Durchdringung mit digitalen Lösungen anzuschieben.

Die Digitalisierungsbroschüre “Personenzentrierte Digitalisierung zur Zukunftssicherung des Handwerks” vom HANDWERK.NRW, welche 2022 im Dialog Handwerk erschienen ist, zeigt Ergebnisse des Forschungsprojekts „Athene 4.0“ auf sowie das Potenzial, wenn wissenschaftliche Forschungseinrichtungen im direkten Austausch mit branchentypischen Unternehmen Lösungen entwickeln. 

Der Beitrag verschafft Ihnen einen Überblick zum des Inhalt der 42-seitigen Digitalisierungsbroschüre “Personenzentrierte Digitalisierung zur Zukunftssicherung des Handwerks”. 

 

Forschungsprojekt „Athene 4.0“

Wie kann das Digitalisierungspotenzial von Handwerksbetrieben durch die Entwicklung passgenauer digitaler Hilfsmittel erhöht werden? Dies war die zentrale Frage, denn es ist unbestritten, dass es auch im Handwerk viele kleine, etablierte Unternehmen gibt, die bei der Anwendung digitaler Technologien zögern und hinter industriellen Vorreitern zurückbleiben. Letztlich geht es dabei um geeignete technische Lösungen, aber deren Entwicklung setzt ein fundiertes Verständnis der soziotechnischen Handlungskontexte innerhalb und im Umfeld von Unternehmen voraus.

Grundsätzlich setzen kleine und mittlere Unternehmen digitale Lösungen um, welche von Kunden nachgefragt werden oder im Betriebsalltag zu einer erkennbaren Effizienz- oder Qualitätssteigerung führen. Die Lösungen für das Handwerk müssen nicht exzellent, sondern sie müssen im Betriebsalltag praktikabel und vorteilhaft sein. 

 

Digitalisierung im Handwerk: Weiter-, aber noch nicht angekommen

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung der Arbeitsprozesse im Handwerk einen Schub gegeben. Die Kommunikations- und Geschäftsprozesse wurden in über der Hälfte aller Handwerksbetriebe im Lauf der Pandemie digitalisiert. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der Handwerkskammer Münster 2021. Die Umfrage des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk kam darüber hinaus zu den Erkenntnissen, das dass nicht alle digitalen Neuerungen in Unternehmen beibehalten werden sollen und dass es Unterschiede zwischen den Branchen, aber auch im Hinblick auf die Betriebsgröße gibt. Insbesondere kleinere Betriebe haben größere Schwierigkeiten mit der Digitalisierung ihrer Prozesse und Strukturen. 

Die Digitalisierung, gerade in Kleinbetrieben des Handwerks, ist nicht unproblematisch. Die Digitalisierungsstrategien der Industrie lassen sich nicht einfach „miniaturisieren“, sondern es müssen im Handwerk eigene Wege gefunden und der betriebseigenen Bedarfslage entsprechend gestaltet werden. Nicht selten entstehen daraus Bedenken und Vorbehalte gegen die Einführung digitaler Tools. 

 

Neue Kompetenzen für neue Arbeit? Digitalisierung von Handwerksbetrieben unter Aspekten der Kompetenzanforderung und Lernförderlichkeit

Die Arbeit im Handwerk ist und bleibt zwar zumeist Handarbeit, jedoch steigen mit Fortschreiten der Digitalisierung in den Betrieben auch die Anforderungen an digitale Kompetenzen Beschäftigter und Inhaber-innen und Inhaber. 

In kleinen Unternehmen und im Handwerk findet das Lernen überwiegend on the job, d. h. als sozialer Prozess im laufenden Betrieb und eingebettet in Arbeitsaufgaben statt. Die Kompetenzentwicklung muss also meistens parallel zum Tagesgeschäft stattfinden und die dazu bereitstehenden Ressourcen sind knapp. Daher muss die Kompetenzentwicklung passgenau und personenzentriert sein. Die Frage nach den erforderlichen Kompetenzen muss dabei sowohl auf den individuellen betrieblichen Bedarf als auch auf den jeweiligen Kenntnisstand der Beschäftigten abzielen. Trotz individuell unterschiedlicher Ausgangslagen gibt es allgemeine Hinweise, welche Kompetenzen im Betriebsalltag vonnöten sind und auf welchen aufgebaut werden kann. Grundsätzlich sind für neue Geschäftsmodelle und Produkte, die auf digitalen Technologien beruhen, bestimmte Fachkompetenzen, ein tiefgreifendes (technisches) Systemverständnis, Problemlösekompetenz bei der Inbetriebnahme- und bei Instandhaltungsaufgaben sowie grundlegende Anwenderinnen- und Anwenderkompetenzen nötig (Strating 2019).

 

„Digitalisierung im Handwerk“ – Akzeptanz- und Partizipationsbereitschaft deutscher Handwerksbetriebe

Eine Akzeptanz- und Partizipationsstudie zum Thema „Digitalisierung im Handwerk“ des Forschungsprojekts “Athene 4.0” hat ergeben, dass der Großteil der Handwerksbetriebe Digitalisierung offen gegenübersteht. Allerdings beschränken sich bisherige Umsetzungen auf einzelne Anwendungsfelder. Damit sich Digitalisierung als Nutzen erweist, müssen Barrieren abgebaut werden, hierzu zählen maßgeblich die Berücksichtigung folgender Aspekte:

  • Entwicklung von qualifiziertem Fachpersonal in den Betrieben oder Schaffung qualifizierter Beraterinnen und Berater zur Unterstützung der Betriebe
  • Herausarbeitung des konkreten Nutzens für die Betriebe
  • Identifizierung neuer Anwendungsfelder zur Ausweitung der Serviceleistungen der Betriebe oder Effizienzsteigerung bei bestehenden Leistungen
  • Digitale Lösungen müssen die IT-Sicherheit des Betriebes und der Mitarbeitenden sicherstellen
  • Sicherstellung der Verfügbarkeit der technischen Infrastruktur in allen Regionen (und auf den Baustellen) durch kostengünstige Netznutzung
  • Etablierung handwerkstauglicher Geschäftsmodelle und Betreiberformen, die maßgeblich auf vertrauensvoller Zusammenarbeit aller Beteiligten aufbauen

 

Entwicklung eines Geschäfts- und Betreibermodells für digitale Plattformen im Handwerk am Beispiel von Athene

Im Rahmen des Forschungsvorhabens Athene 4.0 zur personenzentrierten Digitalisierung im Handwerk wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eine Serviceplattform zur Unterstützung des Auftragsdurchlaufprozesses im Handwerk entwickelt. Athene 4.0 erlaubt die digitale Auftragserfassung, Auftrags- und Kapazitätsplanung, das Erstellen von Dokumenten wie Rapportzettel oder Bautagebuch auf der Baustelle sowie den Abschluss und die Archivierung von Aufträgen.

 

Nachhaltige Einführung digitaler Lösungen für das Handwerk

Im letzten Kapitel der Digitalisierungsbroschüre “Personenzentrierte Digitalisierung zur Zukunftssicherung des Handwerks” werden Empfehlungen für analoge und digitale Berührungspunkte zwischen Unternehmen und (potentiellen) Kunden vor, während und nach dem Kauf (Customer Journey im Handwerk) gegeben.

 

Die Digitalisierungsbroschüre wird vom HANDWERK.NRW kostenfrei zum Download angeboten.


30.11.2023

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