Digital-Werkstatt erfolgreich gestartet


Der Auftakt der Digital-Werkstatt bei der Vollack Gruppe in Karlsruhe war mit annähernd 70 Teilnehmern ein großer Erfolg. In Vorträgen wurden digitale Anwendungen aus der mittelständischen Praxis vorgestellt, darunter VR- und AR-Anwendungen, die auch direkt ausprobiert werden konnten. Beeindruckend war der Vortrag zur "Digitalisierung einer Schreinerei". Der heute 26jährige Schreinermeister Linus Trauschel übernahm den 14-Mitarbeiter starken Betrieb im Zuge eines Generationenwechsels und digitalisiert diesen seither konsequent. Eröffnet wurde die Digital-Werkstatt von Reinhard Blaurock, geschäftsführender Gesellschafter der Vollack Gruppe, der im Zusammenhang mit Digitalisierung von einer Zeitenwende sprach, in der sich die Baubranche aktuell befinde.

Diese Zeitenwende verkörperte Linus Trauschel regelrecht, der eindrucksvoll schilderte, wie er seinen Betrieb konsequent “digitalisiert”. Linus Trauschel übernahm vor zwei Jahren den Familienbetrieb “Schukraft” aus Ettlingen in der nun nunmehr dritten Generation und ging die Digitalisierung konsequent und beeindruckend planvoll an. So installierte der junge Schreinermeister fast unmittelbar nach Übernahme des Betriebs ein ERP-System (Enterprise Resource Planing), um die kaufmännischen Bereiche zu digitalisieren: Angebotserstellung, Auftragsmanagement, Buchhaltung und Rechnungserstellung werden vollständig durch das ERP-System abgewickelt und auch die Arbeitszeiterfassung erfolgt digital. Als nächsten Digitalisierungsschritt plant Linus Trauschel die Produktion (sein Betrieb nutzt ganz selbstverständlich eine computergesteuerte CNC-Fräse) weiter zu digitalisieren und das Aufmaß beim Kunden über einen Punktwolkenlaserscanner vornehmen zu lassen. Schon heute erhalten seine Kunden 3D-Ansichten der geplanten Einbauten und Möbel, was nach den Worten von Linus Trauschel sehr dabei hilft, die Planungen gemeinsam mit dem Kunden effizient und anschaulich zu gestalten.

Wie weit Visualisierungstechniken heute schon für den Planungsbereich genutzt werden können und in welch hoher Qualität dies möglich ist, zeigten Joachim Wohlfarth, Partner bei Vollack bauInvest und Jochen Knecht von kreatiVRaum, einem StartUp, das hochwertige VR-Anwendungen für Planungsprozesse erstellt. Die Qualität und Geschwindigkeit mit der das Eintauchen in und das Erleben von virtuellen Räumen möglich ist, beeindruckte die Teilnehmer. So können auf Knopfdruck Beleuchtungsszenarien geändert, Wand- und Bodenbeläge getauscht oder auch Raumkonstellationen gewechselt werden. Für Vollack ist diese Art der Planung ein Meilenstein, können doch zusammen mit dem Bauherren und den Nutzern ideale Arbeitsräume und -umgebungen geschaffen werden. Die Ansprüche an den heutigen Arbeitsplatz sind sowohl auf Seiten der Arbeitgeber (sprich, der Auftraggeber für Bauwerke) als auch auf Seiten der Arbeitnehmer (der Nutzer) sehr hoch – durch die konsequente Nutzung von hochleistungsfähigen VR- und AR-Anwendungen werden, so die Erfahrung von Joachim Wohlfarth, ganz neue Qualitäten überhaupt erst möglich. Der Ehrgeiz bei Vollack ist dabei sehr hoch: “Wir fragen uns: warum haben die Arbeitnehmer kein Bild von ihrem Büro zuhause hängen?”

Einer der Höhepunkte der Digital-Werkstatt bei Vollack in Karlsruhe, die in Kooperation mit der buildingSMART-Regionalgruppe Oberrhein organisiert wurde, war das Ausprobieren der VR-Technik. In der Vollack Skylounge konnten Teilnehmer mit einer VR-Brille direkt in die Innenraum-Planung eines Bauwerks “eintauchen” und selbst erleben, wie wirklichkeitsgetreu diese Anwendungen sind. 

Die Digital-Werkstatt bei Vollack in Karlsruhe zeigte eindrucksvoll, welche Möglichkeiten und große Chancen die Digitalisierung bietet – sowohl für ein größeres mittelständisches Unternehmen als auch für einen Handwerksbetrieb. Wie digitale Transformationsprozesse ablaufen und welche Faktoren dabei erfolgsversprechend(er) sind, das erläuterte Moritz Bischof vom Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim, das eines der Partner unseres Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen ist. Moritz Bischof stellte anhand eines Standardmodells des Veränderungsmanagements dar, wie Transformations- und Change-Prozesse idealtypisch ablaufen können und welche Schlussfolgerungen aus diesem für die Praxis gezogen werden können. Beispielsweise sei es empfehlenswert, Digitalisierungsprojekte nicht über einen “Angstdiskurs” (“Wir verlieren den Anschluss”) zu starten, sondern durch das Aufzeigen konkreter Chancen und dem destruktiven Diskurs nicht zu viel Raum zu geben. Das Sichtbarmachen auch kleinerer Erfolge helfe dabei, die Motivation und Durchhaltewillen zu stärken – insofern sein ein schrittweises Vorgehen mit kleinen konkreten Projekten zielführend und meist auch gewinnbringend, was das Beispiel von Linus Trauschel deutlich belegt. 

Hinweis: die nächste Digital-Werkstatt wird am Donnerstag, 19. März 2020 in Stuttgart bei JSB-Architekten sein. Informationen dazu und Anmeldung folgen in Kürze.


30.01.2020

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