Digitalisierung ist Gemeinschaftswerk


Wie findet sich der Einstieg in die Digitalisierung konkret? Das war die Frage, die bei der zweiten Digital-Werkstatt im Berchtesgadener Land im Mittelpunkt stand und zu der annähernd 30 Bau-Unternehmer und Fachkräfte aus der Region kamen. Gemeinsam mit der Bau-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land und dem Berchtesgadener Wirtschaftsservice vermittelte das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen einen Überblick über die gegenwärtigen Entwicklungen der Digitalisierung im Bauwesen und schilderte, welche Schritte einen erfolgreichen und sinnvollen Start in digitales Arbeiten ergeben.

Der Experte für die digitale Transformation von Handwerksbetrieben im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen ist Michael Heil, der schon Dutzende Handwerksbetriebe auf den Weg in das digitale Arbeiten erfolgreich begleitet hat. Dabei ist Digitalisierung kein Selbstzweck, wie Michael Heil betont. Es geht darum, dass das Bauen wieder Spaß mache und möglichst viele der lästigen Arbeiten so digital und automatisch wie nur möglich erledigt werden. Dazu zählen etwa die Arbeitszeiterfassung, die Baudokumentation oder auch nahezu alle kaufmännischen Arbeiten. Ein in vielen Betrieben bereits erfolgreich genutztes Werkzeug ist für all das das Smartphone. Michael Heil rät jedem Handwerksbetrieb, alle Mitarbeiter mit einem Smartphone auszustatten und diese mit entsprechenden Programmen etwa für die Arbeitszeiterfassung oder die Baudokumentation zu versehen. So könnten der Informationsfluss beschleunigt und klar strukturiert werden. “Fangen Sie dabei erst einmal mit einfachen Dingen an”, so der Ratschlag von Michael Heil. Die digitale Arbeitszeiterfassung könne man zu Beginn beispielsweise ganz einfach strukturieren – Arbeitsbeginn, Fahrten von und zur Baustelle, Baustelleneinrichtung, Arbeitsende – und im weiteren Verlauf dann soweit ausbauen, dass sich direkt Leistungs- und Arbeitspakete erfassen lassen. Dadurch können wiederum Kalkulation und Abrechnung mit einem höheren Grad an Automatisierung versehen werden, wodurch sich der bürokratische Aufwand im Betrieb weiter drastisch reduzieren lässt. Wesentlich für den erfolgreichen Einsatz von digitalen Helfern im Betrieb sei das Zusammenwirken von Chef und Mitarbeitern – “Digitalisierung ist ein Gemeinschaftswerk”, so die Erfahrung von Michael Heil. So ergeben sich die besten Digitalisierungsgewinne, wenn Mitarbeiter und Chef gemeinsam und Schritt für Schritt die nötigen Veränderungen angehen. 

Welche zum Teil faszinierenden digitalen Technologien bereits für die Bauwirtschaft existieren, stellte Thomas Kirmayr vor, der Leiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen und einer der erfahrensten Digitalisierungsexperten für das Bauwesen. Er zeigte unter anderem live einen Wohnhaus-Konfigurator, der bereits in der Anwendung ist und eigens für ein neues Eigenheim-Viertel entwickelt wurde. Interessenten können sich ihr “Wunschhaus” Detail für Detail konfigurieren, wie es etwa beim Autokauf schon lange üblich ist. Der Clou dieser Anwendung: Der Nutzer – also der potentielle Hauskäufer – erhält sofort auch den Endpreis und die Sicherheit, dass die von ihm gewünschten Ein- und Anbauten auch baurechtlich vorab geprüft und genehmigt sind. Viele Bauunternehmer, die an der Digital-Werkstatt in Teisendorf teilnahmen, zeigten sich angesichts der Detailtiefe und der unmittelbaren Preisangabe auch komplexer Konfigurationen beeindruckt.

Etliche Teilnehmer der Digital-Werkstatt im Berchtesgadener Land räumten ein, dass sie selbst “noch nicht so weit seien”, sich jedoch mit Digitalisierungsthemen teilweise aktiv beschäftigen, wobei angesichts voller Auftragsbücher und drängelnder Kunden nur wenig freie Zeit bleibe, konkrete Projekte anzugehen. Dass diese zumindest finanziell gefördert werden, erläuterten Cornelius Roth und Lars Holstein vom Wirtschaftsservice Berchtesgadener Land. Die beiden Fördermittel-Spezialisten begleiten kleine und mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung von Digitaliserungsstrategien und helfen bei der Beantragung von Fördermitteln. Cornelius Roth unterstützt die Unternehmen als Digitalisierungslotse auch dabei, erste Schritte in die Digitalisierung zu finden und eine schlüssige Strategie zu entwickeln. Bei der Beantragung von Fördermitteln für die nötigen Investitonen in digitale Werkzeuge und Techniken, wie spezielle Software oder auch Geräte, unterstützt wiederum Lars Holstein, der gemeinsam mit den Unternehmen auch die richtigen “Fördertöpfe” identifiziert und bei der Beantragung hilft. 


04.02.2020