Corona-Krise hinterlässt auch in der Bauwirtschaft Spuren


Das Bauhauptgewerbe zeigt sich in der Corona-Krise verglichen mit den teils dramatischen wirtschaftlichen Verwerfungen in anderen Branchen noch relativ robust, doch die Sorgen wachsen. Die Zahl neuer Aufträge sank im Jahresvergleich im März um zehn Prozent und für die zweite Jahreshälfte erwarten Branchenverbände weitere Auswirkungen der Corona-Krise.

Unternehmen des Bauhauptgewerbes schrieben im März 10,3 Prozent weniger Aufträge in ihre Bücher als im gleichen Monat des vergangenen Jahres. Das meldet das Statistische Bundesamt. Im Straßenbau gingen die Aufträge sogar um 12,4 Prozent zurück. Insgesamt vergaben Bund, Länder und Gemeinden 9,6 Prozent weniger Arbeiten als im März 2019. Die Aufträge aus dem Wirtschaftsbau sanken um moderat erscheinende drei Prozent. Sehr robust zeigte sich der Wohnungsbau, dort legte das Neugeschäft um drei Prozent zu.

Gestartet war die Bauwirtschaft in das neue Jahr mit sehr große Zuversicht und starken Zahlen: So setzten Bauunternehmen im März mit 7,6 Milliarden Euro 12,1 Prozent mehr um als im gleichen Monat des Vorjahres. Auch im gesamten ersten Quartal stieg der Umsatz um zwölf Prozent auf 18 Milliarden Euro, meldet der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDH). Mit diesem Ergebnis rechnete die Branche. „Wir sind mit vollen Auftragsbüchern in das Jahr gestartet. Bis zum Lockdown in der Mitte des Monats hatte sich die hohe Nachfrage nach Bauleistungen fortgesetzt“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des ZDH, Felix Pakleppa.

Das starke erste Quartal dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, was der Branche wohl noch bevorstehe. „Wenn schon zu Beginn des Lockdowns die Auftragseingänge so stark eingebrochen sind, müssen wir für die Konjunkturentwicklung der zweiten Jahreshälfte mit dramatischen Folgen rechnen“, befürchtet Pakleppa. Dann würde sich der Einbruch der Auftragseingänge in der Entwicklung des Umsatzes niederschlagen. Der ZDH schließt nicht aus, dass Bauunternehmen 2020 bis zu fünf Prozent weniger erlösen als vergangenes Jahr. 

Da die aktuelle Krise den Einzelhandel, Hotellerie und Gaststätten sowie Dienstleister besonders hart treffe, werde vor allem der Wirtschaftsbau stark leiden, befürchtet der Verband. Diese Branchen trugen 2019 die Nachfrage nach Bauleistungen im Wirtschaftsbau. Auch im Wohnungs- und Eigenheimbau könnte die Nachfrage sinken. „Wer von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen ist, wird nicht in eine eigene Immobilie investieren“, sagt ZDH-Geschäftsführer Pakleppa.


25.05.2020

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